
adelphi bekommt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis „Unternehmen“ überreicht
News vom 24. Nov. 2023
Insight von Dr. Per-Olof Busch, Maro Luisa Schulte
Endlich fangen Staaten an, ein globales Abkommen über Plastikverschmutzung auszuhandeln. Das Problem hat globale Ausmaße und erfordert daher eindeutig und dringend eine globale Lösung. Es verkörpert die Übel unseres Wirtschaftssystems: Lineare Produktions- und Konsummodelle, die auf fossilem Wachstum basieren und verheerende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt haben. Bei den Verhandlungen steht also eine ganze Menge auf dem Spiel. Und der Zeitrahmen ist sehr ehrgeizig. Werden die Staaten dieser Herausforderung gerecht werden?
Bilder von Plastikmüll im Ozean haben die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die schädlichen Auswirkungen von Plastik gelenkt. Weniger bekannt, aber wohl noch beunruhigender ist die Tatsache, dass die meisten Kunststoffe, die heute im Gebrauch sind, auch eine beträchtliche Anzahl chemischer Zusatzstoffe enthalten, die für die menschliche Gesundheit und die Umwelt potenziell sehr schädlich sind. Viele in der Kunststoffbranche argumentieren, dass Recycling die Antwort auf das Problem wäre. Doch diese Chemikalien erschweren das Recycling von Kunststoffen erheblich. Und die Produktion von Plastik nimmt ständig zu. Wenn wir nichts unternehmen, um den Ausstoß zu verringern, werden wir bis 2060 dreimal so viel produzieren wie heute, was schwerwiegende Folgen haben wird.
Deshalb argumentiert adelphi-Experte Per-Olof Busch: „Die endgültige Vereinbarung über Plastik muss die Plastikflut stoppen oder zumindest auf ein Rinnsal reduzieren. Sie muss das Problem der Kunststoffverschmutzung zum frühestmöglichen Zeitpunkt angehen: nämlich im Upstream-Sektor.“
adelphi arbeitet und forscht seit vielen Jahren zum Thema Plastikverschmutzung und möglichen politischen Lösungen. Um mehr darüber zu erfahren, finden Sie im Folgenden eine Übersicht über die wichtigsten Erkenntnisse unserer Expert*innen sowie ausgewählte Projekte, Publikationen und Medienauftritte.
Mit einer internationalen Konferenz im Süden Uruguays, in der Kleinstadt Punta del Este, beginnt ein Verhandlungsmarathon über ein international rechtsverbindliches Instrument zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung. Erfahren Sie mehr über das Plastikproblem, die Verhandlungen über ein internationales Plastikabkommen und den offenen Brief von SWITCH-Asia in diesem Artikel, der auch ein Interview mit dem adelphi-Experten Per-Olof Busch enthält: Die Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen beginnen
Das Plastikproblem in Asien: Themen, Herausforderungen und Perspektiven im globalen Kontext
Asien gilt als eine Region von großer Bedeutung für die erfolgreiche Verhandlung und effektive Umsetzung eines globalen Plastikabkommens. Vor diesem Hintergrund unterstützt adelphi die von der Europäischen Union finanzierte SWITCH-Asia Sustainable Consumption Production Facility dabei, die Zusammenarbeit mit wichtigen Stakeholdern in Asien zu fördern sowie in der Region Problembewusstsein zu schaffen, Kapazitäten aufzubauen und zu einem gemeinsamen Verständnis der Plastikproblematik und möglicher Lösungsansätze zu gelangen.
Weiterentwicklung des internationalen Chemikalien- und Abfallmanagements nach 2020
Mehr als 100.000 unterschiedliche Chemikalien werden weltweit hergestellt, verwendet und schließlich entsorgt. Viele von ihnen können die Gesundheit erheblich beeinträchtigen und zu Umweltschäden führen, wenn sie nicht verantwortungsvoll gehandhabt werden. Trotzdem wird nur ein Bruchteil dieser Substanzen global reguliert. Um das internationale Chemikalien- und Abfallmanagement weiterzuentwickeln, erarbeitet adelphi Optionen für eine Reform, diskutiert diese in Workshops und Side Events mit Stakeholdern und bringt sie so in den internationalen Verhandlungsprozess ein. Im Kern der Reformdiskussionen steht der Strategische Ansatz zum internationalen Chemikalienmanagement (SAICM).
Analysis of Upstream Economic Opportunities from change in the plastics life-cycle
Um erfolgreich und wirksam gegen die Plastikverschmutzung vorzugehen, sind Initiativen, Maßnahmen und Aktivitäten erforderlich, die den Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Kunststoffwirtschaft vorantreiben. Im Zuge dieses Übergangs können die Unternehmen im vorgelagerten Bereich der Kunststoff-Wertschöpfungskette (Kunststoffproduzenten, Verarbeiter, gewerbliche Abnehmer) große Verantwortung übernehmen und wirtschaftlich profitieren. Wie ihnen das gelingen kann zeigt dieser Beitrag.
Identifying Solutions to the Plastics Challenge: A Practitioner's Briefing on Key Approaches
Es ist viel darüber geschrieben worden, was ein globales Abkommen über Kunststoffe leisten müsste und wie es gestaltet werden sollte. Dieser Leitfaden für Praktiker*innen zeigt dagegen eher praktische Lösungen für die Kunststoffproblematik auf.
In zwei Jahren wollen Staaten ein Plastikabkommen beschlossen haben, das den unterschiedlichsten nationalen Gegebenheiten Rechnung trägt. In dieser vergleichenden Studie über die Verwendung und den Umgang mit Kunststoffen in verschiedenen Ländern Asiens wird deutlich, wie unterschiedlich diese sein können.
Reflections on a Global Agreement on Plastics
Dieses Papier fasst vier Schlüsselthemen globaler Plastik-Governance zusammen: Erstens, Lücken in bestehenden Regelungen und das Fehlen eines ganzheitlichen Ansatzes, der den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen einbezieht; zweitens das gegenwärtige, nicht nachhaltige lineare Produktions- und Konsummodell; drittens, Wissenslücken und wissenschaftliche Unsicherheiten sowie die Notwendigkeit, den Austausch zwischen Wissenschaftler*innen und politischen Entscheidungsträger*innen zu verbessern; und viertens, die Notwendigkeit eines Finanzierungsmechanismus im Rahmen eines globalen Abkommens. Zu jedem dieser Themen werden in dem Papier Punkte hervorgehoben, die bei den anstehenden Verhandlungen besondere Aufmerksamkeit erfordern.
Advancing SCP Policy in the Tourism Sector: Responsible Plastics Management in the Maldives
Dieser Bericht erläutert potenzielle Maßnahmen, die zur Verbesserung des Abfall- und Kunststoffmanagements auf den Malediven ergriffen werden können. Der Bericht empfiehlt die Einrichtung von Datenerfassungssystemen sowie politischen Instrumenten, die Verbesserung der Kapazitäten und der Infrastruktur für die Abfallbewirtschaftung sowie die Umsetzung eines Systems der erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR) für Plastikverpackungen in dem Land.
Global agreement to prevent plastic pollution – Exploring financing needs and opportunities
Ein Kernpunkt bei den Verhandlungen über das globale Plastikabkommen wird die Verfügbarkeit, Mobilisierung und Bereitstellung von Finanzmitteln sein, die zugleich eine wesentliche Voraussetzung für seine Wirksamkeit sind. Diese Studie informiert politische Entscheidungstragende und andere interessierte Akteur*innen über wirksame Optionen für die finanzielle Grundausstattung sowie zur Mobilisierung und Bereitstellung internationaler und nationaler Finanzmittel aus öffentlichen und privaten Quellen. Der Nordische Ministerrat hat adelphi mit dieser Analyse beauftragt, damit Delegierte die Empfehlungen in den weiteren multilateralen Entscheidungs- und Verhandlungsprozessen nutzen können.
Diese Studie stellt die bislang in Debatten vernachlässigten Herausforderungen, Bedürfnisse und Möglichkeiten der Small Island Developing States (SIDS) im Zusammenhang mit einem globalen Plastikabkommen dar. Die Studie zeigt auch Möglichkeiten auf, wie SIDS ihre Interessen in den Verhandlungen wirksam einbringen können.
A binding global agreement to address the life cycle of plastics
In diesem Artikel, der 2021 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, haben adelphi-Expert*innen und andere Wissenschaftler*innen drei Kernziele und eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen identifiziert, die das zwischenstaatliche Abkommen über Plastik wirksam machen würden.
Strengthen the Global Science and Knowledge Base to Reduce Marine Plastic Pollution
Im Zuge von Diskussionen um ein globales Plastikabkommen verlangen Wissenschaftler*innen, politische Entscheidungstragende und Stakeholder danach, die globale Wissensbasis zur Plastikverschmutzung zu stärken und zu erweitern. Zu diesem Zweck ziehen viele die Schaffung eines wissenschaftlichen Beratungsgremiums oder -mechanismus in Betracht, das an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik dazu beiträgt, dass Entscheidungen und Regeln zur Reduzierung der Plastikverschmutzung auf wissenschaftlicher Grundlage getroffen werden und dabei alle Stadien von Plastikherstellung, -nutzung, -weiterverwertung und -entsorgung berücksichtigt werden. Diese Studie entwickelt im Auftrag des Nordischen Ministerrats Argumente für ein solches globales wissenschaftliches Beratungsgremium. Darüber hinaus untersucht sie, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, damit ein solches Gremium effektiv arbeiten und die globale Wissensbasis zur Plastikverschmutzung stärken kann.
Das globale Plastikabkommen wird die Industrie in die Pflicht nehmen müssen. Es sollte sich vorrangig an Akteure im Upstream des Plastiklebenszyklus richten, also an Unternehmen, die Plastik produzieren, verarbeiten und verbrauchen, sagen die adelphi-Experten Maro Luisa Schulte und Per-Olof Busch in ihrem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau.
adelphis Senior Researcher Per-Olof Busch erklärt im Deutschlandfunk, warum die in Nairobi getroffene Entscheidung für Verhandlungen zu einem globalen Plastikabkommen so bedeutend ist und was als nächstes kommt.