Indiens schnelle wirtschaftliche Entwicklung hat große Teile seiner Bevölkerung aus der Armut geholt und ihnen den Aufstieg in die wachsende Mittelschicht ermöglicht. Doch sie hat auch zu einer wachsenden Müllflut geführt, vor allem an Plastikmüll. Ein Großteil der nachgelagerten Prozesse des Abfallmanagements liegt bei informell operierenden Mikro-, kleinen und mittleren Unternehmen (MKMUs). Der Abfall wird vor allem von Frauen gesammelt, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Müll an Wertstoffhändler zu verkaufen (sogenannte Kabadiwallas). Aufgrund ihrer marginalisierten Position und fehlender Verhandlungsmacht werden sie jedoch meist nicht angemessen entlohnt und bleiben unterhalb der Armutsgrenze. Es herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Plastikwirtschaft nur dann in Richtung einer Kreislaufwirtschaft transformiert werden kann, wenn informelle Müllsammler*innen in formelle Wertschöpfungsketten eingebunden werden können, indem ihre Position gestärkt wird und sie zugleich ihr Auskommen erhalten oder idealerweise verbessern können.
In Zusammenarbeit mit dem National Chemical Laboratory (NCL) und der Müllsammler-Kooperative SwaCH hat die Non-Profit-Organisation Social Seva Initiatives (SSI) eine innovative Technologie entwickelt, die Hart-Polyethylene (HDPE) in hochwertige, vermarktbare Produkte umwandelt, indem sie HDPE-Abfälle zu 3D-Druck-Filamenten recycelt. Dieses Unterfangen ist als die Protoprint™-Initiative bekannt. Ihr Ziel ist es, diese Technologie dazu zu nutzen, um Müllsammlerinnen, die HDPE sammeln, zu erfolgreichen Mikro-Unternehmerinnen in der Abfallmanagementindustrie zu machen. Der Prozess erhöht den Wert des Plastikmülls erheblich, indem er Abfälle in höherwertige Produkte umwandelt. Im Protoprint-Projekt finanziert das SWITCH-Asia-Programm der Europäischen Union den Aufbau mehrerer Produktionsstätten, die mit diesem Verfahren 3D-Druck-Filamente aus HDPE-Abfällen herstellen. Das Projekt will ein nachhaltiges, reproduzierbares und skalierbares Geschäftsmodell entwickeln, von dem dann eine größere Zahl an Müllsammlerinnen profitieren werden. Ziel des Projekts ist die Förderung von Frauen, indem ihnen neue Fertigkeiten vermittelt werden, die ihnen den Zugang zu einer nachhaltig verbesserten Lebensgrundlage mit Hilfe dieser neuen Technologie ermöglichen.
adelphi wird in diesem Zusammenhang erforschen, an welchen Punkten der Marktzugang möglich ist, und Länderprofile erstellen, die potenzielle Abnehmer für die recycelten 3D-Druck-Filamente aufzeigen.