Mali erfährt sowohl wachsende Unsicherheit als auch deutliche Klimaschwankungen. Vor allem in Gao, Kidal, Timbuktu, Mopti, Ségou sowie zunehmend in den südlichen und westlichen Regionen herrschen gewaltsame Konflikte. In den vergangenen Jahrzehnten schwankten die Niederschlagsmenge erheblich, und Extremwetterereignisse nahmen sowohl an Häufigkeit wie auch an Intensität zu. In Zukunft werden die Folgen des Klimawandels signifikanten zusätzlichen Druck auf die Lebensgrundlagen der Menschen ausüben, die von natürlichen Ressourcen abhängig sind, und es ihnen immer schwerer machen, sich anzupassen.
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Fokus auf politische und sicherheitsrelevante Entwicklungen
Die Aufmerksamkeit von außen hat sich vor allem auf politische und sicherheitsrelevante Entwicklungen wie die Folgen des Putsches im August 2020 gerichtet, den für 2022 angekündigten Rückzug der französischen Truppen aus der Anti-Terror-Mission Operation Barkhane sowie zuletzt auf Berichte, das malische Militär und ausländische Söldner hätten Massaker an vermuteten Dschihadisten verübt.
While in Mali, lead author Chitra Nagarajan talked to people about how they perceive the impacts of climate change in their lives.
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Zitat (ohne Anführungszeichen)
In dem Maß, in dem die Folgen des Klimawandels immer deutlicher spürbar werden, benötigen die vielen Malier, die für ihren Lebensunterhalt vom Land abhängen, mehr Beistand. Das heißt: bessere Informationen, um eine konfliktsensible Klimaanpassung zu unterstützen, ein inklusiveres Management der natürlichen Ressourcen und Unterstützung für klima- und konfliktsensible landwirtschaftliche Praktiken. Wo Sicherheitskräfte in UN- und anderen internationalen Missionen eingesetzt werden, müssen sie in der Lage sein, der Bevölkerung dabei zu helfen, sich nachhaltig an den Klimawandel anzupassen – insbesondere den Gruppen, die ohnehin gesellschaftlich ausgegrenzt sind.
Zitatgeber*in
Janani Vivekananda
Zitatgeber*in Beschreibung
Klimaexpertin und Konfliktforscherin bei adelphi
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Schwache Regierungsführung
Allerdings steht das Land auch weiterreichenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen gegenüber. In einem komplexen Zusammenspiel von Konflikttreibern in Mali spielen besonders eine mangelhafte Regierungsführung und strukturelle sozio-ökonomische Ausgrenzung und Marginalisierung wichtige Rollen. Die schwache Kontrolle der Regierung ist sowohl eine Ursache als auch eine Folge der Konflikte: Die Menschen erfahren den Staat als korrupt, ausbeuterisch, räuberisch und geldgierig; Unsicherheit führt dazu, dass der Staat noch weniger präsent ist und noch weniger Dienstleistungen erbringen kann.
Zugleich wird es immer schwieriger, die Lebensgrundlagen zu erhalten. Die Ursache dieses Problems sind Rezession, Ungleichheit, Unsicherheit, Korruption, gesellschaftliche Ausgrenzung und politische Maßnahmen, die Strategien zum Umgang mit diesen Schwierigkeiten untergraben statt ermöglichen. Diese Dynamiken verbinden sich mit erheblichen demografischen Veränderungen in Form von Bevölkerungswachstum, Verstädterung, einem Wandel hin zu mehr Sesshaftigkeit und Wanderungsbewegungen auf der Suche nach wirtschaftlichen Chancen.
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Klimawandel und Konflikte sind in Mali auf vier Arten miteinander verbunden, die sich überschneiden und miteinander wechselwirken:
Klimawandel und Konflikte wirken sich, einzeln und gemeinsam, auf die Lebensgrundlagen aus, verhindern Anpassung und beeinträchtigen den sozialen Zusammenhalt
Eine schwache Regierungsführung, die Gier nach leistungslosem Einkommen und korruptes Verhalten wirken sich negativ auf Anpassungsbemühungen, Konfliktdynamiken und die zunehmende Schädigung der Umwelt aus
Zunehmender Wettbewerb um natürliche Ressourcen trägt zu wachsenden Spannungen innerhalb von ebenso wie zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und daraus folgender Gewalt bei
Klimaunsicherheit wird von bestehender Ungleichheit verursacht und verstärkt diese wiederum, was die Fähigkeit der Menschen, sich anzupassen, weiter schwächt und Konflikte antreibt
Lead author Chitra Nagarajan explains the four key ways that a warming planet is interacting with an already complex security scenario in Mali.
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Vor diesem Hintergrund wächst die Aufmerksamkeit dafür, wie sich Klima und Konflikte in Mali gegenseitig beeinflussen. Bisher mangelte es allerdings an kontextbezogenen Belegen für spezifische Risiken, während die berechtigte Sorge vorgebracht wurde, dass klimabedingte Sicherheitsrisiken dazu genutzt werden könnten, die Auseinandersetzung mit weiterreichenden Problemen von Regierungsführung, Ausgrenzung und Marginalisierung zu vermeiden.
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Dieser Bericht will diese Punkte angehen, indem er qualitative und quantitative Analysen der Daten zu Klimasicherheitsrisiken im Land präsentiert. Er nutzt die Weathering-Risk-Methodik und beruht auf Interviews mit 87 Individuen (28 Frauen und 59 Männern), die im Juni 2021 durchgeführt wurden, sowie auf einer historischen Analyse und Projektionen zukünftiger Klimawandelfolgen für Mali, die vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) durchgeführt wurden.
7 Empfehlungen für Klima, Frieden und Sicherheit in Mali
Zu guter Letzt gibt der neue Bericht zu Mali Empfehlungen für die malische Regierung, zivilgesellschaftliche Akteur*innen, Geldgeber, internationale Nichtregierungsorganisationen, UN-Behörden und die Stabilisierungsmission MINUSMA (Multidimensional Integrated Stabilisation Mission in Mali) der Vereinten Nationen.
Das Sammeln und Teilen von Klimadaten verbessern
Konfliktsensible Klimaanpassung bekannter machen
Inklusivität, Verantwortlichkeit und Reaktionsfähigkeit von Regierungshandeln und Sicherheitsmaßnahmen verbessern, besonders im Zusammenhang mit dem Management natürlicher Ressourcen
Den Aufbau von Klimasicherheitsresilienz im südlichen Mali priorisieren
Ökologische, das Klima berücksichtigende und konfliktsensible Praktiken vor allem in der Landwirtschaft fördern
Fortlaufende und inklusive integrierte Klimasicherheitsbeurteilungen in Mali sicherstellen
Die Kapazität von Regierung, Militär und Zivilgesellschaft stärken, Bevölkerungsgruppen bei der Anpassung an Klimasicherheitsrisiken zu unterstützen, insbesondere diejenigen, die gesellschaftlich marginalisiert oder ausgeschlossen sind