In der Tschadseeregion sind derzeit rund 10,7 Millionen Menschen auf Unterstützung durch internationale Hilfsorganisationen angewiesen. Damit leidet die Region unter einer der größten humanitären Krisen der Welt. Die unabhängige Studie "Shoring Up Stability", initiiert von den G7-Staaten, zeigt erstmals, wie die Auswirkungen des Klimawandels und der Konflikt in der Tschadseeregion sich gegenseitig beeinflussen und die Krise weiter verschärfen. Ein internationale Autorenteam entwickelt in dem Bericht Optionen für die internationale Politik, mit denen diese Herausforderungen gelöst werden können.
Die Folgen des Klimawandels erhöhen den Druck auf die Bevölkerung in der Region, deren Widerstandsfähigkeit ohnehin durch den fortdauernden Konflikt hoch belastet ist. Auf diese Weise verstärken sich die beiden Treiber der Krise gegenseitig. Um ihren Wirkungskreis zu durchbrechen, müssen die Folgen des Klimawandels in alle Maßnahmen der humanitären Hilfe, Friedensförderung und Entwicklungszusammenarbeit gezielt eingeplant werden, empfiehlt das Forschungsteam in seinem Bericht. Diese ganzheitliche Herangehensweise ist eine wesentliche Grundlage für mehr Stabilität und nachhaltige Entwicklung in von Konflikten betroffenen Regionen weltweit, wie der um den Tschadsee.
„Shoring Up Stability“ ist das Ergebnis von zwei Jahren unabhängiger, interdisziplinärer Forschung in Kamerun, Niger, Nigeria und im Tschad. Die Studie vereint Daten hydrologischer Langzeituntersuchungen aus dem Tschadseebecken mit jüngsten Analyseergebnissen aus zwanzig Jahren Satellitenbeobachtungen. Darüber hinaus wurden fast 250 lokale Akteure interviewt, inklusive aktueller und ehemaliger Mitglieder bewaffneter Gruppen sowie, Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft, Fachleute und Entscheidungsträgerinnen und -träger aus der Region. Das Team hat methodisch neue Wege beschritten und den Grundstein für Analysen klimabedingter Fragilitätsrisiken in anderen Teilen der Welt gelegt.
Der Bericht sowie Infografiken, ein Comic und Videomaterialien können auf folgender Website heruntergeladen werden: www.shoring-up-stability.org. „Shoring Up Stability“ wurde durch das niederländische Außenministerium und das Auswärtige Amt gefördert.