Seit dem Friedensvertrag zwischen Regierung und der Rebellenarmee FARC im Jahr 2016 haben sich die Menschenrechts- und Umweltkrisen in Kolumbien massiv verschärft. Das südamerikanische Land zählt mittlerweile zu den gefährlichsten Ländern für Menschen, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Gleichzeitig ist die Entwaldung in bisher nie dagewesene Höhen geschnellt.
Die zunehmende Ausbeutung von Ressourcen und illegale wirtschaftliche Aktivitäten, insbesondere der Anbau von Kokapflanzen, der unregulierte Goldabbau, die Viehzucht und Landwirtschaft haben nicht nur zu mehr Umweltzerstörung und Entwaldung geführt, sondern Kolumbien auch in eine neue Spirale der Gewalt gestoßen. Lokale Gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen und staatliche Einrichtungen, die sich um den Schutz des kolumbianischen Amazonasgebiets bemühen, sind besonders betroffen und werden regelmäßig von mächtigen und schwer bewaffneten Gruppierungen bedroht und angegriffen und sogar getötet. Besonders stark betroffen sind indigene Gemeinschaften. Sie verlieren ihr Land, werden Opfer von Menschenrechtsverletzungen, Gewalt und Vertreibung. Gerade im Amazonasgebiet ist die Lage dramatisch. Zwischen 2016 und 2019 wurden hier sieben Umweltschützer ermordet und zehn Anführer von indigenen Gemeinschaften und Umweltorganisationen bedroht.
Somit ist die Region ist in einem Teufelskreis aus gesellschaftlichen Konflikten und Umweltzerstörung gefangen. Die Abholzung des Regenwaldes, angetrieben durch die fortwährende Instabilität, beschleunigt die globale Klimakrise. Gleichzeitig können die Ökosysteme des Amazonas aufgrund der Entwaldung und Umweltverschmutzung den Auswirkungen der Erderhitzung immer weniger standhalten. Veränderungen der Wasserverfügbarkeit, Navigierbarkeit der Flüsse und Wettermuster sind bereits spürbar und gefährden die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung massiv. Menschen geraten immer stärker unter Druck, illegalen Tätigkeiten wie dem Kokaanbau nachzugehen oder sich bewaffneten Gruppierungen anzuschließen.
Diese Studie analysiert als erste ihrer Art diese Zusammenhänge zwischen Konfliktdynamiken, Umweltzerstörung und Klimawandel im kolumbianischen Amazonasgebiet und wie diese sich seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von 2016 verändert haben. Darüber hinaus gibt sie Handlungsempfehlungen, wie der kolumbianische Staat, internationale Entwicklungsorganisationen und Umweltorganisationen den Teufelskreis gemeinsam durchbrechen können.