Wanderungsbewegungen und sich ändernde Umweltbedingungen sind Teil der Menschheitsgeschichte. Heute stehen Migration und Flucht vermehrt im Fokus der Wissenschaft und werden in zunehmendem Maße als Folgen von Klimawandel, Naturkatastrophen und Umweltzerstörung erkannt und diskutiert. Da menschliches Handeln in den letzten Jahrzehnten den Zustand der natürlichen Lebensgrundlagen erheblich verändert hat, werden jedes Jahr viele Millionen Menschen infolge von klimabezogenen Naturkatastrophen – mehr als durch Konflikte – aus ihrer Heimat vertrieben. Im Fokus von Öffentlichkeit und Medien stehen zumeist extreme Wetterereignisse, wie Überschwemmungen oder Erdrutsche, die Migrationsbewegungen innerhalb eines Landes und über Grenzen hinweg auslösen. In welchem Ausmaß Wanderungsbewegungen als Auswirkungen von langfristigen Umweltzerstörung und Klimawandel zu bewerten sind, ist allerdings nicht ausreichend geklärt.
Um die Komplexität und Vielschichtigkeit der Zusammenhänge zwischen Klima- und Umweltwandel und Migration besser zu verstehen beauftragte das Umweltbundesamtes (UBA) adelphi, die Zusammenhänge von Klimawandel und Migration zu untersuchen.
Der Umfang an wissenschaftlicher Literatur zum Umwelt-Migrations-Nexus ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und umfasst heute viele verschiedene Fachdisziplinen und Forschungsansätze. Auf Grundlage dieser vielschichtigen Forschung ist eine Auseinandersetzung mit neuen Wegen in der Klimafinanzierung ebenso wichtig, wie ein besonderes Augenmerk auf die Widerstandsfähigkeit gefährdeter oder marginalisierter Gruppen. Welche Faktoren bestimmen maßgeblich, ob Mobilität einen positiven oder negativen Einfluss auf die Lebensbedingungen der von Umwelt- und Klimaveränderungen betroffenen Menschen hat? Wie kann das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren, die zu Migration führen, besser verstanden werden? Und mit welchen politischen Maßnahmen kann dem Phänomen begegnet werden? In drei Teilstudien wurden Antworten auf diese und weitere Fragen gefunden. Dabei wurde zunächst der Erkenntnisstand der wachsenden Literatur zum Thema dargestellt, daran anschließend eine Wirkungsanalyse durchgeführt um letztlich zielgerichtete Empfehlungen für die deutsche Politik zu entwickeln.
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der International Organisation für Migration (IOM) durchgeführt. Die Leistungen adelphis und des Projektpartners beinhalteten das Erstellen der drei Teilstudien, adelphi übernahm hier das Verfassen des dritten Teilberichts zu möglichen Reaktionen und Empfehlungen auf menschliche Mobilität im Kontext von Klima- und Umweltwandel. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Projektes ein Fachgespräch und eine internationale Fachkonferenz organisiert.
Um einen zielgerichteten Austausch mit Expertinnen und Experten zu gewährleisten, wurden Thesen aus den drei Teilberichten kondensiert, die im Rahmen des Fachgesprächs diskutiert wurden und anschließend in die Studien einfliossen. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus den Studien und Diskussionen bat die Fachkonferenz einen Raum für interaktiven Wissensaustausch. Der regionale Fokus der Konferenz war auf die Karibik, den Pazifik und die Philippinen gerichtet.