Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
Partner
Partner
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)
RWTH Aachen
Die Bekämpfung der Klimakrise und die Energiewende stoßen auf breite Zustimmung in vielen Bevölkerungsschichten und bei unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteursgruppen wie Politik und Wirtschaft (Wolf 2022). Dennoch kommt es vor, dass Energiewendeprojekte auf lokaler Ebene angestoßen, aber nicht oder nur mit großer Verzögerung umgesetzt werden. Einer der Gründe hierfür kann die mangelnde Akzeptanz der Bevölkerung vor Ort sein, die die Energiewende zwar unterstützt, aber dieses spezifische Projekt nicht „vor der eigenen Haustür“ haben möchte. Solche Widersprüche im Verhältnis der Gesellschaft zur Energiewende können nur gemeinschaftlich aufgelöst werden. Hierfür möchte das Forschungsvorhaben SCHACH mit einschlägigen wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Grundlage bieten.
Dabei geht das Vorhaben nicht davon aus, dass das Scheitern oder die Verzögerung von Projekten in ganz Deutschland und in jedem Kontext verhindert werden kann oder auch nur sollte. Fehl- und Rückschläge sind auf Grund der Vielzahl an Aktivitäten, die im Rahmen der Energiewende angegangen werden, unausweichlich. Dennoch ist es wichtig, die Gründe, die zum Misslingen beitragen, aufzudecken, denn auch ein nicht oder nur schleppend zustande gekommenes Energiewendeprojekt birgt wertvolle Lektionen in sich. Bei einer Konzentration von Forschung und Kommunikation zur Energiewende nur auf die Erfolge geht wichtiges Wissen darüber verloren, welche Veränderungen dazu führen können, dass Energiewendeprojekte nach mehreren Anläufen doch noch gelingen, wie die Projektideen angepasst werden können, um die Bevölkerung doch noch zu überzeugen und mitzunehmen oder wie Akteursgruppen nach einem Misserfolg motiviert bleiben und neue Energiewendeprojekte angehen. Gesamtziel des Forschungsprojektes SCHACH ist die Untersuchung der Faktoren, die zu Misserfolgen bei der Umsetzung von Energiewendeprojekten führen sowie Erkenntnisgewinn darüber, wie mit einem solchen Scheitern produktiv umgegangen werden kann.
Dabei konzentriert sich das Vorhaben neben Allianzstrukturen auf Akzeptanz und Risikowahrnehmung in der Bevölkerung als entscheidende Faktoren für die Umsetzung von Energiewendeprojekten. Insbesondere die letzten Jahre waren geprägt von ausführlichen medialen und politischen Diskussionen um Energiepreise und -herkunft sowie durch Debatten rund um Klima-Aktivismus und dem Ambitionsniveau der Klimapolitik. Weiteres Ziel von SCHACH ist daher die Prüfung der plausiblen, aber noch nicht wissenschaftlich belegten Hypothese, dass sich Risikowahrnehmungs- und Akzeptanzmuster zur Energieversorgung im Zuge der jüngsten Krisen (Ukrainekrieg, Covid-19-Pandemie) verändert haben. Darauf aufbauend sollen neu entstandene Anforderungen an Umsetzungs- und Kommunikationsstrategien zu (lokalen) Energiewendeprojekten ermittelt werden.
In einzelnen Fällen konnten bereits die politischen, medialen und akzeptanzbezogenen Bedingungen für Gelingen und Scheitern abgebildet werden. Dieses Vorhaben geht einen Schritt weiter und analysiert gescheiterte Vorhaben systematisch und technologieübergreifend, um zu verstehen, wie es zu dem Fehlschlag kam und daraus Gelingensbedingungen für künftige Energiewendeprojekte abzuleiten.
Hierfür verfolgt SCHACH einen interdisziplinären Forschungsansatz, der energie- und klimapolitischen Sachverstand, psychologische und soziopolitische Ansätze, empirische Untersuchungen sowie kommunikations- und medienwissenschaftliche Betrachtungen kombiniert. Zentrale Bausteine der Forschung in SCHACH sind:
der Aufbau einer Datenbank gescheiterter oder verzögerter Energiewendeprojekte und deren Analyse anhand einer Indikatorik des Scheiterns
die Untersuchung des politischen Rahmens durch Gesetzgebung und Verfahrensordnungen auf verschiedenen Governance-Ebenen
die vergleichende Untersuchung von Akteurskonstellationen und Entscheidungsstrukturen in Fallstudien, bei denen nach dem Scheitern eines Energiewendeprojektes produktiv weiter an der Umsetzung der Energiewende vor Ort gearbeitet wurde
eine empirische Analyse von Risiko- und Akzeptanzfaktoren und ein Vergleich der aktuellen Muster mit denjenigen von vor dem vielschichtigen Krisenjahr 2022
die Ableitung von sozialen Tipping-Points basierend auf Empirie
die Analyse der Medienberichterstattung und von Medienaktivitäten beteiligter Akteur*innen
Auf Basis dieser Forschungsarbeiten, strebt SCHACH an, die richtigen Implikationen aus gescheiterten Energiewendeprojekten abzuleiten und zu verstehen, wovon es abhängt, dass ein gescheitertes Projekt der weiteren Energiewende vor Ort nicht im Weg steht.
adelphi research übernimmt die Rolle der Verbundleitung. Inhaltlich untersucht adelphi research den politischen Rahmen auf den verschiedenen Governance-Ebenen und ihren Einfluss auf das Scheitern von Energiewendevorhaben. Zudem führt adelphi research in ausgewählten Fällen soziale Netzwerkanalysen durch, um zu verstehen, welche Dynamiken, Konstellationen und Schlüsselakteur*innen einen besonders hohen Einfluss auf die Planungs- und Entscheidungsprozesse und das Ergebnis des Bürgerbegehrens und -entscheids rund um das betreffende Energiewendevorhaben haben. Außerdem gilt es zu analysieren, wie Pressure Groups dazu beitragen, dass nach einem ersten erfolgreichen Widerstands gegen ein Energiewendeprojekt doch noch ein erfolgreiches Folgeprojekt entstehen konnte.