Natur- statt Klimaschutz: Die grünen Wurzeln der Rechten
stern.de, 21. Juni 2024
News vom 08. Okt. 2015
Im Rahmen der ICCA 2015 führte adelphi eine Delegation polnischer Kommunalvertreter auf eine Exkursion nach Hannover. Im Fokus standen erfolgreiche Beispiele kommunalen Klimaschutzes und nachhaltiger Stadtplanung sowie der vertiefte polnisch-deutsche Austausch zu Niedrigemissionsstrategien.
Die Region um Hannover zählt zu den Vorreiterregionen im deutschen Klimaschutz. Seit einiger Zeit suchen polnische Städte und Gemeinden ihrerseits verstärkt nach Möglichkeiten zur Transformation hin zu einer Niedrigemissionswirtschaft auf lokaler Ebene. Vor diesem Hintergrund bot die International Conference in Climate Action (ICCA 2015) eine besondere Gelegenheit zum Austausch mit deutschen Kommunalvertretern. Unter der Leitung von adelphi nahmen etwa 20 Vertreter polnischer Kommunen am 30. September 2015 an einer Exkursion zu vier verschiedenen Klimaschutzprojekten in und um Hannover teil und lernten mehrere Beispiele für ehrgeizigen und realisierbaren Klimaschutz kennen.
Die Studienreise begann mit der Vorstellung des Masterplans "100 % für den Klimaschutz", der 2012 im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) verabschiedet wurde. Der Masterplan bildet eine umfassende Strategie der Region Hannover zur Minderung der Treibhausgasemissionen um 95 Prozent und zur Halbierung des Energieverbrauchs bis zum Jahr 2050.
Die Präsentation lieferte Erfolgsfaktoren für den kommunalen Klimaschutz, die über die Hilfestellung seitens der NKI hinausgehen und daher auch auf den polnischen Kontext übertragbar sind. Zu diesen Erfolgsfaktoren gehören beispielsweise die Beteiligung lokaler Anspruchsgruppen, Stärkung von Bürgern und Unternehmen durch Finanzierungsleitfäden für kommunale Klimaschutzmaßnahmen, und die Einbeziehung des Klimaschutzes als zentralen Bestandteil bei allen Entscheidungen und Prozessen in der Raumplanung.
Die Studienreise führte die Teilnehmer anschließend ins Energie- und Umweltzentrum am Deister (e.u.[z]) in Springe-Eldagsen. Das Zentrum veranstaltet Seminare zum energieeffizienten und ressourcenschonenden Bauen und veranschaulicht anhand der eigenen Gebäude die optimale Umsetzung.
Im Anschluss informierten sich die polnischen Gäste anhand des Modellprojekts Hannover-Kronsberg, wie sich ein nachhaltiger Stadtteil durch intelligente Raumplanung und effizienten Ressourceneinsatz von Grund auf planen und bauen lässt. Das Besondere daran: Die hohe Energieeffizienz und ein innovativer Finanzierungsmechanismus ziehen Investoren und Mieter gleichermaßen an und stellen sicher, dass ein Großteil der Wohnungen an Haushalte mit niedrigen Einkommen vermietet wird und somit alle sozialen Schichten am ökologischen Wohnen teilhaben können.
Zum Abschluss der Delegationsreise erfuhren die Teilnehmer anhand der Energiegenossenschaft Lehrte-Sehnde, wie sich der Ausbau Erneuerbarer Energien und Bürgerbeteiligung wirkungsvoll miteinander verzahnen lassen. Die Genossenschaft besitzt und betreibt Photovoltaik-Anlagen nach demokratischem Prinzip: Genossenschaftsmitglieder müssen am Ort wohnen oder arbeiten, wobei jedes Mitglied, unabhängig vom individuellen Genossenschaftsanteil, genau eine Stimme besitzt. Mit Unterstützung der örtlichen Genossenschaftsbank hat sich die Genossenschaft zu einem erfolgreichen Klimaschutzakteur mit 400 Mitgliedern und Solaranlagen mit einer Leistung von nahezu 10.000 KWp entwickelt.
Im Anschluss an die Studienreise nahmen die Delegierten am 2. Oktober an einem Workshop im Rahmen der ICCA 2015 teil. In dieser Sitzung teilten Vertreter aus drei Städtepartnerschaften (Deutschland und Frankreich; Deutschland und Polen) ihre Erfahrungen und diskutierten die Vorteile, Hindernisse und Erfolgsfaktoren solcher Kooperationen.
Die Delegationsreise war Bestandteil eines Vorhabens zur Stärkung der Kooperation polnisch-deutscher Städtepartnerschaften im kommunalen Klimaschutz. Gemeinsam mit fünf Partnern entwickelt adelphi darin spezielle Informations-, Beratungs- und Dialogformate für Kommunalvertreter, mit denen die Grundlagen für die Gründung und strategische Weiterentwicklung solcher Städtepartnerschaften vermittelt werden.