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Ein neuer Forschungsbericht von adelphi zeigt erstmals, wie am Tschadsee eine der weltweit größten humanitären Krisen überwunden werden kann. „Shoring Up Stability“ wurde am 15. Mai 2019 auf dem Stockholm Forum on Peace and Development vorgestellt.
In der Tschadseeregion sind derzeit rund 10,7 Millionen Menschen auf Unterstützung durch internationale Hilfsorganisationen angewiesen. Damit leidet die Region unter einer der größten humanitären Krisen der Welt. Eine neue Studie der Berliner Denkfabrik adelphi, initiiert von den G7-Staaten, zeigt erstmals, wie sich die Auswirkungen des Klimawandels und der Konflikt in Regionen wie dem Tschadseebecken gegenseitig beeinflussen und die Krisen verschärfen. Das internationale Autorenteam entwickelt Optionen für die internationale Politik, mit denen diese Herausforderungen gelöst werden können. Der Forschungsbericht „Shoring Up Stability: Addressing climate and fragility risks in the Lake Chad region“ wurde heute auf dem Stockholm Forum on Peace and Development vorgestellt.
Die Autorinnen zeigen in ihrem Bericht, wie die Folgen des Klimawandels den Druck auf die Bevölkerung in der Region erhöhen, deren Widerstandsfähigkeit ohnehin durch den fortdauernden Konflikt belastet ist. Um ihren Wirkungskreis zu durchbrechen, müssen die Folgen des Klimawandels in alle Maßnahmen der humanitären Hilfe, Friedensförderung und Entwicklungszusammenarbeit gezielt eingeplant werden, empfehlen die Forscher von adelphi in ihrem Bericht. Diese ganzheitliche Herangehensweise ist eine wesentliche Grundlage für mehr Stabilität und nachhaltige Entwicklung in von Konflikten betroffenen Regionen wie der um den Tschadsee.
Bei der Vorstellung des Forschungsberichts in Stockholm sagte Janani Vivekananda, eine Hauptautorin des Berichts und Senior Advisor bei adelphi:
„In diesem Bericht haben wir vier Fragilitätsrisiken identifiziert, die der Klimawandel in der Tschadseeregion mittelbar verschärfen kann: Die Lebensgrundlage tausender Menschen ist gefährdet, Ressourcenkonflikte können angeheizt werden, die Rekrutierung nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen und ein zu einseitiger Fokus der Regierungen in der Region auf militärische Maßnahmen. Die Analyse dieser Risiken macht deutlich, dass wir die Lösung der Kernursachen des Konflikts in den Fokus rücken müssen, um nachhaltige und andauernde Lösungen zu erhalten, anstatt in konventionellen militärischen Parametern zu denken.“
„Shoring Up Stability“ ist das Ergebnis von zwei Jahren unabhängiger, interdisziplinärer Forschung in Kamerun, Niger, Nigeria und im Tschad. Die Studie vereint Daten hydrologischer Langzeituntersuchungen aus dem Tschadseebecken mit jüngsten Analyseergebnissen aus zwanzig Jahren Satellitenbeobachtungen. Darüber hinaus wurden fast 250 lokale Akteure interviewt, inklusive aktueller und ehemaliger Mitglieder bewaffneter Gruppen sowie, Vertreter der Zivilgesellschaft, Experten und Entscheidungsträger aus der Region. Das Team hat methodisch neue Wege beschritten und den Grundstein für Analysen klimabedingter Fragilitätsrisiken in anderen Teilen der Welt gelegt.
Der Bericht sowie Infografiken, ein Comic und Videomaterialien können auf folgender Website heruntergeladen werden: www.shoring-up-stability.org. „Shoring Up Stability“ wurde durch das niederländische Außenministerium und das Auswärtige Amt gefördert.