Die Bands Die Ärzte und Die Toten Hosen haben im August 2022 vier Konzerte auf dem Flughafen Tempelhof in Berlin für ein Labor zur Verfügung gestellt, das die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle (C2C) beschleunigen soll. Die Projektinitiatoren Cradle to Cradle NGO, KKT GmbH – Kikis Kleiner Tourneeservice, Loft Concerts GmbH und Side by Side Eventsupport GmbH testeten im Labor Tempelhof mit zahlreichen Partnern aus der Praxis möglichst klima- und ressourcenpositive Produkte, Prozesse und Innovationen und prüften ihre Skalierbarkeit. Wo dies aufgrund fehlender technischer Umsetzungsmöglichkeiten oder aus Kostengründen nicht möglich war, wurden bestmögliche ökologische Alternativen umgesetzt. Ziel war es zu zeigen, wie bereits heute vorhandene C2C-, zirkuläre und nachhaltige Lösungen zu ökonomischen, ökologischen und sozialen Mehrwerten führen können, und welche politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch fehlen, um diese Innovationen skalieren zu können.
Die Konzerte waren das Testfeld, auf dem C2C-Innovationen und nachhaltige Alternativen aus den Bereichen Mobilität & Logistik, Energie, Nährstoffe, Lebensmittel & Landwirtschaft, Wasser, Bau & Konstruktion, Textilien, Kunststoffe & Verpackungen sowie Digitalisierung geplant und umgesetzt wurden. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen wurden in Kooperation mit der Boston Consulting Group und adelphi gemessen und sollen demnächst transparent in einem Guidebook als Blaupause für die Veranstaltungsindustrie veröffentlicht werden. In diesem Report werden fehlende und fehlleitende Rahmenbedingungen beschrieben, die im Rahmen der Konzerte und der Impact-Auswertung identifiziert wurden.
Bei der Auswertung wurde deutlich, dass politische und wirtschaftliche Anreize und Rahmenbedingungen so umgelenkt werden müssen, dass sie die notwendige Transformation von einer linearen hin zu einer zirkulären Wirtschaft ermöglichen und beschleunigen. Dieser Rahmen muss bewirken, dass wirtschaftliches und gesellschaftliches Handeln stets ökonomische, ökologische und soziale Mehrwerte erzielt. Die auf EU- und Bundesebene diskutierten Gesetzesvorhaben und Novellierungen für das politische Ziel einer Kreislaufwirtschaft reichen in der aktuell angestrebten Form nicht aus, um eine wirkliche Veränderung voranzubringen. Besonders deutlich wird dies unter anderem beim Ausbau erneuerbarer Energien, bei dem die Kreislauffähigkeit von Erzeugungsanlagen nicht mitgedacht wird; bei fehlenden Qualitätsstandards für textile Produkte sowie Kunststoffprodukte, die neben Materialgesundheit und Kreislauffähigkeit auch soziale Aspekte einschließen sollten; sowie in der aktuellen Agrarpolitik, die separat vom Circular Economy Action Plan der EU verhandelt wird und dadurch zu schließende Nährstoffkreisläufe zwischen Industrie beziehungsweise Gewerbe und der Landwirtschaft außer Acht lässt.
Das Labor Tempelhof hat gezeigt, dass diese regulatorischen Lücken nicht nur im Veranstaltungskontext gelten. Sie müssen geschlossen werden, um das politische Ziel einer echten Kreislaufwirtschaft zu erreichen.
Für weitere Informationen zum Transformationsprojekt Labor Tempelhof besuchen Sie die Projektwebsite.