Japan steht, genau wie Deutschland, vor dem Trilemma von Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit und ökologischer Nachhaltigkeit seiner Energieversorgung. Darüber hinaus wurde nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 die Sicherheit zu einer zusätzlichen Priorität. Diese vier Schwerpunkte sind unter dem englischen Akronym 3E+S bekannt. Im Jahr 2018 wurden bei der Überarbeitung des zentralen Energiestrategieplans des Landes die Energiewendeziele Japans noch dazu deutlich ehrgeiziger gestaltet. Erneuerbare Energien sollen nun "zentraler Eckpfeiler" des zukünftigen Energiesystems Japans werden.
Das Land steht vor einer Reihe von Herausforderungen. Die Gesellschaft altert, der Anteil der urbanen Bevölkerung ist hoch, und zahlreiche Naturkatastrophen machen eine entsprechende Widerstandsfähigkeit nötig. Diese Schwierigkeiten wirken sich unmittelbar auf die Energiepolitik des Landes aus. Die japanische Antwort darauf sind Smart Communities, die eine Verknüpfung der Energieinfrastruktur mit der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ermöglichen. Die Veränderungen werden jedoch weit über technologische Innovation hinausgehen. Der vierte Energiestrategieplan sieht ein "neues Sozialsystem" vor, in dem Smart Communities den Bürgern "lebenserhaltende Dienstleistungen" anbieten. Dieser Bottom-Up-Ansatz für das Energiesystem in Verbindung mit dem Versuch, einen wachsenden Anteil verschiedener erneuerbarer Energiequellen zu integrieren, stellt einen Paradigmenwechsel vom top-down-organisierten, zentralisierten und vertikal integrierten japanischen Energiesystem des 20. Jahrhunderts dar.
Gemeinsam mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat adelphi im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums eine Studie als Teil der Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Japan erstellt. Sie untersucht den strategischen und rechtlichen Rahmen Japans in Bezug auf intelligente Netzwerke und die Integration erneuerbarer Energiequellen. Zudem betrachtet sie deren aktuellen Status und Perspektiven. Anschließend werden die Ergebnisse mit der Situation in Deutschland verglichen, Empfehlungen abgeleitet und schließlich mögliche Kooperationsfelder zwischen beiden Ländern identifiziert.