Extremwetterereignisse nehmen bedingt durch den Klimawandel weltweit zu. Entwicklungsländer sind dabei ungleich stärker betroffen als etwa die OECD-Staaten. Allen voran Afrika, die Karibik und die Pazifischen Inselstaaten sind immer öfter Extremwetterereignissen wie Wirbelstürmen, Dürren und Überschwemmungen ausgesetzt. Die Auswirkungen von Extremwetterereignissen in diesen Regionen werden dabei durch andere Entwicklungen wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Übernutzung natürlicher Ressourcen und Umweltzerstörung noch weiter verschärft. Sie fordern viele Opfer und gefährden langfristig die wirtschaftlichen Lebensgrundlagen sowie Entwicklungserfolge.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben betroffene Staaten mit Hilfe von Entwicklungsakteuren eigene, regionale, privat-öffentliche Versicherungsgesellschaften gegründet (CCRIF, ARC, PCRAFI). Ähnlich wie bei einer normalen Versicherung zahlen Staaten einer Region wie etwa der Karibik eine jährliche Prämie an einen gemeinsamen Topf und erhalten dafür im Katastrophenfall eine vorher festgelegte Auszahlungssumme von dieser Versicherungsgesellschaft zur Finanzierung erster humanitärer Not- und Aufbauhilfe. Im Gegensatz zu einer klassischen Versicherung werden die Kosten jedoch mit Hilfe von Wetter- und Satellitendaten in Echtzeit am Computer hochgerechnet.
Regionale Klimarisikoversicherungsmodelle sind relativ neu und komplex. Die ersten Erfahrungen sprechen aber durchaus für die Versicherungsmodelle. Bislang haben die Versicherungsgesellschaften rund 28 Auszahlungen im Wert von 106 Millionen US-Dollar an 16 verschiedene Staaten gemacht. Sie stellen den finanzschwachen Ländern des globalen Südens umgehend und unbürokratisch dringend benötigte Hilfsgelder zur Verfügung. Darüber hinaus sind fungieren die Versicherungsgesellschaften zunehmend auch als Frühwarnsysteme und Wissensplattformen zur Weiterentwicklung des regionalen und nationalen Katastrophenschutz. Vor diesem Hintergrund sind die bisherigen Erfahrungen mit regionalen Klimarisikoversicherungen sind sicherlich vielversprechend, der weitverbreitete Enthusiasmus sie auszubauen ist somit auch gerechtfertigt. Bei genauerem Hinweisen zeigen sich jedoch auch eine ganze Reihe von Problemen. Diese gilt es jetzt anzupacken.
Im Hinblick auf den bevorstehenden G20-Gipfel in Hamburg illustriert der Policy Brief „How to Advance Regional Climate Risk Insurances“ vier Kernprobleme regionaler Versicherungsmodelle und zeigt mögliche Lösungen auf. Der Policy Brief fordert die G20-Mitgliedsstaaten unter anderem dazu auf, einen Aktionsplan zu verabschieden in dem sie sich dazu verpflichten:
Die AKP-Staaten bei der Finanzierung der Versicherungsprämien stärker finanziell zu unterstützen, idealerweise durch eine volle Übernahme der Prämienzahlung.
Die Katastrophenplanung und -vorsorge der AKP-Staaten stärker zu unterstützen.
Die Versicherungsgesellschaften zu ermutigen, Katastrophenschutzexperten institutionell in ihrer Governance-Strukturen miteinzubinden.
Die Versicherungsgesellschaften bei der Datenerhebung sowie dem Aufbau eines Monitoring- und Evaluationssystems umfassender zu unterstützen.
Um das Entstehen paralleler Strukturen zu vermeiden, sollten die G20 dabei auf bestehende Institutionen und Kooperationen zur Stärkung von Klimarisikoversicherungen, wie etwa die G7-Initiative InsuResilience, zurückgreifen.