Die neue Europäische Kommission um Ursula von der Leyen ist im Amt und hat sich als wesentliche Aufgabe der Dekarbonisierung in der EU verschrieben. Dies muss jedoch auch in den europäischen Außenbeziehungen hinreichend reflektiert werden. Ein nun von adelphi und dem Institute for European Studies der Freien Universität Brüssel veröffentlichtes Politikpapier identifiziert fünf Handlungsbereiche, um die geopolitischen Herausforderungen der Dekarbonisierung im Rahmen des European Green Deals anzugehen – hierzu zählen neben Klima und Energie auch die Bereiche Handel, Finanzen, Bildung und Sicherheit.
Das Pariser Abkommen von 2015 gibt den Kurs vor, wie bis zum Ende des Jahrhunderts klimapolitisch gehandelt werden soll. Nachdem sich die internationale Gemeinschaft dem Ziel verschrieben hat, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C und möglichst auf 1,5°C zu begrenzen, müssen nun Maßnahmen zur Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft umgesetzt werden. Entscheidend für diese Bemühungen ist der langfristige Übergang von fossilen Brennstoffen zu einer nachhaltigeren, kohlenstoffärmeren Energieversorgung. Mit der Vorstellung ihrer langfristigen Vision im Jahr 2018 hat die Europäische Kommission dargelegt, wie bis zur Mitte des Jahrhunderts ein klimaneutrales Europa realisiert werden kann, auch wenn die offizielle Annahme noch aussteht. Um die Ziele von Paris und damit die rechtzeitige Senkung der Treibhausgasemissionen zu erreichen, sind tiefgreifende strukturelle Veränderungen der bestehenden wirtschaftlichen Entwicklungsmuster erforderlich.
Angesichts der unterschiedlichen natürlichen Ressourcen, politischen Verhältnisse und Entwicklungsniveaus der Länder dürfte der Übergang in den einzelnen Ländern unterschiedlich verlaufen – vor allem auch außerhalb von Europa. adelphi und das Institute for European Studies an der Freien Universität Brüssel haben die mögliche Rolle der EU-Außenbeziehungen in diesem Kontext untersucht und – basierend auf den Ergebnissen des Berichts "The geopolitics of decarbonisation" – die wesentlichen Erkenntnisse in einem Policy Brief zusammengefasst. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Ausgangsbedingungen von sechs Exportländern für fossile Brennstoffe und wie diese von der Dekarbonisierung Europas betroffen sein können.
Die Fallstudien – Aserbaidschan, Kanada, Kolumbien, Indonesien, Nigeria und Katar – zeigen die verschiedenen Möglichkeiten auf, wie Exporteure von fossilen Brennstoffen oder ganz allgemein kohlenstoffabhängige Volkswirtschaften bei dem Übergang in eine dekarbonisierte Welt begleitet werden können, um Auswirkungen wie einen sich abzeichnenden Nachfragerückgang nach kohlenstoffintensiven Produkten aufzufangen. Das Policy Brief identifiziert Herausforderungen und Chancen, die bei der Umsetzung des European Green Deals unter der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auch in den EU-Außenbeziehungen gebührend berücksichtigt werden sollten.