Das 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens kann nur durch einen umfassenden Systemwandel erreicht werden, der sowohl die Dekarbonisierung der Produktion als auch die weitverbreitete Einführung kohlenstoffarmer Lebensstile umfasst. Das Horizon 2020 Projekt „EU 1.5° Lifestyles“ hat vorläufig das Potenzial kohlenstoffarmer Lebensstiloptionen zur Reduzierung von Treibhausgasen in fünf EU-Ländern bewertet. Um jedoch die Machbarkeit eines solchen gesellschaftlichen Wandels besser zu verstehen, ist es entscheidend, diese Ergebnisse zu diskutieren und Reduktionspfade durch die Einbindung der Bürger*innen zu entwickeln. Bürger*innen sind die treibenden Kräfte des Wandels und können wertvolle Einblicke in Hindernisse und Förderfaktoren von Lebensstiländerungen geben, die zu effektiven Lösungen führen.
Das EU 1.5° Lifestyles Projekt erkennt die zentrale Rolle der Bürger*innen bei der Mitgestaltung realistischer Klimaschutzpfade und der Vision einer Zukunft, in der Wohlstand auf gerechte und umweltfreundliche Weise erreicht wird, an. Dieser Bericht konzentriert sich auf die Einbindung der Bürger*innen bei der Identifizierung effektiver Optionen für den Übergang zu 1,5°C-Lebensstilen auf Haushaltsebene. Zunächst wird die analytische Arbeit des Projekts beschrieben, die zur vorläufigen Bewertung des Potenzials zur Reduzierung von Treibhausgasen durch verschiedene Lebensstiländerungen geführt hat. Anschließend wird erläutert, wie diese Ergebnisse bei der Gestaltung und Erstellung eines Puzzlespiels zur Bürger*innenbeteiligung genutzt wurden. Das Puzzle wurde in zwei Runden von Labs mit Bürger*innen in den fünf Projektländern eingesetzt.
Die erste Runde der Labs untersuchte, wie akzeptabel verschiedene Lebensstiländerungen für die Bürger*innen sind und welche Hindernisse sie bei der Umsetzung solcher Änderungen sehen. Die Ergebnisse zeigen, dass Änderungen, die weniger radikale Veränderungen im Konsumverhalten und in den Gewohnheiten erfordern, insbesondere solche, die hauptsächlich oder ausschließlich eine finanzielle Investition erfordern, auf größere Akzeptanz stoßen. Die zweite Runde der Labs untersuchte die positiven Zusatznutzen sowie Konflikte, die sich aus kohlenstoffarmen Lebensstiländerungen ergeben. Die zahlreichen identifizierten Vorteile in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und soziale Beziehungen können als Ausgangspunkt für die Entwicklung von Klimaschutzmaßnahmen dienen, die mit Wohlstand und anderen sozialen Zielen im Einklang stehen. Die Konfliktanalyse wurde durch die Diskussion von Lösungen auf individueller und systemischer Ebene ergänzt, um die Einführung von Änderungen mit hohem Reduktionspotenzial zu fördern. Solche Lösungen können durch eine Reihe von politischen Maßnahmen, die im letzten Abschnitt dieses Berichts diskutiert werden, unterstützt werden.
Insgesamt liefert diese Arbeit grundlegende Hinweise für die weitere Verbreitung kohlenstoffarmer Lebensstiloptionen mit großem Potenzial für eine gesamtgesellschaftliche Einführung. Gleichzeitig werden Ansätze für die Gestaltung ehrgeiziger Politiken und struktureller Maßnahmen vorgeschlagen, um Optionen mit begrenzten Annahmeraten, aber größerem Klimaschutzpotenzial zu ermöglichen.