Klimawandelbedingte Ereignisse können wie ein „Gefahrenmultiplikator“ wirken und mit bereits bestehenden Risiken und Herausforderungen interagieren und diese verstärken. Die Wechselwirkung zwischen Klimawandel und anderen umweltbezogenen-, wirtschaftlichen-, sozialen- oder politischen Faktoren kann wiederum die Wahrscheinlichkeit für Instabilität oder Konflikt erhöhen. Dies trifft häufig bereits fragile und von Konflikten betroffene Regionen. Dort stehen Regierungen und gesellschaftliche Akteure oftmals vor der Herausforderung, Sicherheit und gerechte Lebensbedingungen herzustellen. Gleichzeitig tragen Konflikt und staatliche Fragilität zur Umweltzerstörung bei und schwächen die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel. Dadurch entsteht ein Teufelskreis aus zunehmender Vulnerabilität und Fragilität, der nur schwer aufzubrechen ist.
Die Tschadsee-Region erlebt derzeit eine der weltweit größten humanitären Katastrophen. Mehr als zehn Millionen Menschen sind auf sofortige humanitäre Hilfe angewiesen und 3,7 Millionen Menschen im Nordosten Nigerias werden in den kommenden Monaten voraussichtlich nur unzureichend mit Nahrungsmitteln versorgt sein. Die aktuelle Krise wurde durch die Gewalt bewaffneter Oppositionsgruppen, wie zum Beispiel „Boko Haram“ und dem „Islamischen Staat Westafrika“ ausgelöst. Die Ursachen für die Unsicherheit in der Tschadsee-Region gehen aber über den aktuellen Konflikt hinaus und wurzeln tief in der Geschichte der Region. Zudem verstärkt ein zunehmend veränderliches Klima die bereits bestehenden Herausforderungen für die vorwiegend ländliche Bevölkerung um den Tschadsee, die überwiegend von Landwirtschaft, Fischfang und Viehzucht lebt.
Das vorliegende Klima- und Fragilitätsprofil der Tschadsee-Region fasst die wesentlichen Herausforderungen zusammen, mit der die Region aufgrund der Wechselwirkung von Klimawandel und Fragilität konfrontiert ist. Diese Publikation bildet die erste Komponente eines umfassenden Risiko-Assessments der Tschadsee-Region. Sie zielt darauf ab, die Klima- und Fragilitätsrisiken in der Tschadsee-Region zu identifizieren und basierend darauf Empfehlungen für regionale Akteure zu entwickeln. Außerdem sollen Geberländer anhand dieser Analyse zur Ausgestaltung adäquater politischer Prozesse, humanitärer Maßnahmen und Entwicklungsprogramme angeregt werden.
Bei Fragen zu dem Profil wenden Sie sich bitte an vivekanandaadelphi [dot] de (Janani Vivekananda).