Der Klimawandel ist eines der drängendsten politischen Themen. Je mehr wissenschaftliche Studien es zum Thema gibt, desto deutlicher wird das gewaltige Ausmaß seiner Auswirkungen auf uns Menschen sowie die Wirtschafts- und Ökosysteme. Eine wesentliche Dimension sind dabei die Auswirkungen auf Frieden und Sicherheit weltweit.
Der Klimawandel selbst ist selten Auslöser für Konflikte. Allerdings deuten zahlreiche Studien darauf hin, dass seine Auswirkungen wesentliche Treiber und kontextuelle Faktoren für Konflikte und Fragilität verstärken und somit die Stabilität von Staaten und Gesellschaften gefährden. Der vorliegende Bericht fasst den aktuellen Kenntnisstand in Bezug auf sicherheitsbezogene Risiken zusammen, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zusammengeführt und kontextualisiert. Der Bericht berücksichtigt nicht alle Aspekte der in den Sozialwissenschaften geführten Debatte, sondern legt den Fokus auf den Erkenntnissen, die für die politische Ebene von besonderer Bedeutung sind.
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Die zehn Erkenntnisse beziehen sich auf klimabedingte Sicherheitsrisiken, die die komplexen Interaktionen zwischen dem Klimawandel und den wesentlichen gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Treibern für Konflikte und Fragilität deutlich machen.
Es geht hier nicht um zukünftige Szenarien. Sicherheitsrisiken sind bereits heute sichtbar und werden weiter zunehmen.
Der Klimawandel verstärkt die Hauptursachen von Konflikten
Es gibt umfangreiche Belege dafür, dass der Klimawandel Frieden und Sicherheit weltweit in Gefahr bringt. Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass wir diese Risiken nach wie vor stark unterschätzen, da wir noch nicht in der Lage sind, die wesentlichen Auswirkungen – insbesondere systemische Wirkungen – lückenlos nachzuvollziehen. Wir wissen, dass die Auswirkungen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten erheblich zunehmen werden. Dies bedeutet nicht, dass der Klimawandel selbst eine direkte oder sogar die wichtigste Ursache für Konflikte ist. Aber er verstärkt viele der wesentlichen Ursachen für Konflikte und Fragilität und stellt dadurch die Stabilität von Staaten und Gesellschaften auf die Probe. Letzten Endes steht dabei nicht weniger auf dem Spiel als Frieden und Sicherheit weltweit.
Berlin Climate and Security Conference | BCSC2020 | Part I | 23 June | State of the Art
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Ohne rasches Handeln wird der Klimawandel die Fragilität weltweit erhöhen
Wenn wir nicht bald etwas tun, wird der Klimawandel die Fragilität erhöhen und Frieden und Sicherheit gefährden. Die Risiken, die sich durch den Klimawandel für Frieden und Sicherheit weltweit ergeben, müssen über die gesamte Wirkungskette hinweg angegangen werden: Durch Klimaschutzmaßnahmen, eine Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökosysteme und indem der Wettbewerb um Ressourcen, der durch den Klimawandel verstärkt wird, besser gemanagt wird. Sozioökonomische Systeme müssen angepasst und Institutionen zur Konfliktbewältigung gestärkt werden. Wie dieser Bericht zeigt, müssen alle Dimensionen dieser Bewältigungsmaßnahmen konfliktsensibel sein – und andersherum müssen alle Maßnahmen zur Friedenssicherung und sozioökonomischen Entwicklung ebenso wie humanitäre Interventionen klimasensibel sein.