Instrumente, mit denen der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) mit einem Preis versehen werden kann, spielen eine entscheidende Rolle als Antwort auf die Klimakrise und bei der Umsetzung der ehrgeizigen Ziele des Pariser Klimaabkommens. Dutzende Industrie- und Entwicklungsländer haben bereits CO2-Steuern und Emissionshandelssysteme eingeführt, um Treibhausgas-(THG-)Emissionen mit einem Preis zu versehen und ihren Beitrag zum Klimawandel auf kosteneffiziente Weise zu verringern. Doch nur etwa 20 % der globalen THG-Emissionen werden durch bisherige CO2-Bepreisungsmaßnahmen abgedeckt. Die Erhöhung dieses Anteils und der Aufbau eines Netzwerks von Instrumenten zur Kohlenstoffbepreisung sind notwendig für die Umsetzung erfolgreicher Klimaschutzmaßnahmen. Dazu benötigt es jedoch zunächst eine solide Bewertung des Potenzials der Länder, die solche Instrumente in Betracht ziehen.
Dieses von adelphi geleitete und in Kooperation mit der Duke University sowie der chinesischen Universität Hongkong durchgeführte Projekt wurde vom Umweltbundesamt (UBA) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) finanziert. Es hat eine solche Bewertung für ausgewählte Länder in Ostasien ermittelt. Viele Länder dieser Region weisen ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen auf, während ihnen zugleich ein starkes Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahrzehnten prognostiziert wird und sie im Zentrum des globalen Warenhandelsnetzes stehen. Diese Tatsachen machen diese Länder zu einem wesentlichen Faktor für erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen auf globaler Ebene. Denn derzeit decken sie ihren steigenden Energiebedarf vor allem mit fossilen Brennstoffen ab, obwohl sie auch über ein erhebliches Potenzial an erneuerbaren Energien verfügen. Eine erfolgreiche Umsetzung von Instrumenten zur CO2-Bepreisung wird daher nicht nur die regionalen Bemühungen für den Klimaschutz unterstützen, sondern auch Anreize für kohlenstoffarme Investitionen schaffen und eine kostspielige Kohlenstoffabhängigkeit vermeiden.
Um die Einführung, Vernetzung und letztendliche Umsetzung von Initiativen zur Kohlenstoffbepreisung in der Region zu unterstützen, hat adelphi einen analytischen Rahmen entwickelt, der auf politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, technischen und transnationalen Grundlagen beruht und sich auf Literaturrecherchen sowie die wissenschaftliche Expertise der Partner stützt. Der Analyserahmen wurde anschließend in zwei Stufen angewendet. In der ersten Phase wurden alle Länder der Region anhand derjenigen Komponenten des Analyserahmens bewertet, für die quantitative und qualitative Daten weitgehend vorliegen, bevor bis zu vier Länder für eine eingehende Analyse ausgewählt wurden. In der zweiten Phase hat adelphi eine Feldforschung in den ausgewählten Ländern geplant und durchgeführt. Dabei wurden Interviews mit wichtigen politischen Entscheidungsträger*innen und Interessenvertreter*innen vor Ort geführt, die die Analyse von Daten aus primären und sekundären Quellen für die ausgewählten Länder der Fallstudie ergänzen.
Der Abschlussbericht des Projekts wurde Ende 2022 veröffentlicht. Zeitgleich wurden auch zwei Webinare veranstaltet: Darin wurden unter anderem ausführliche Fallstudien zum Potenzial der CO2-Bepreisung in Vietnam, Indonesien und Pakistan vorgestellt. Außerdem boten sie Orientierung für regionale Regierungen, die an der Einführung von Instrumenten zur Kohlenstoffbepreisung interessiert sind. Sowohl der Bericht als auch die Webinare stellen eine wichtige Informationsgrundlage für Deutschlands Bemühungen zum Ausbau der Kapazitäten in der Region dar.
Schauen Sie das finale Webinar des Projekts, in dem Politikexpert*innen von adelphi, dem Asia Society Policy Institute (ASPI) und dem ASEAN Centre for Energy (ACE) Stellung zu einigen der drängendsten Möglichkeiten und Probleme der Kohlenstoffbepreisung in der Region Süd- und Ostasien nehmen. Zudem stellen wir Ihnen hier die Präsentation als PDF zur Verfügung.