Die planetaren Grenzen sind ein neuer Ansatz in der Erdsystemforschung, der neun für die Stabilität des Planeten besonders wichtige Prozesse identifiziert, Gefährdungen dieser Prozesse abbildet und quantifiziert. Zu diesen Gefährdungen zählen unter anderem der Klimawandel, die weltweite Beeinträchtigung der Biosphärenintegration, der Wandel des globalen Landsystems und die Veränderung biogeochemischer Kreisläufe (Stickstoff- und Phosphorkreislauf). Werden die neun erfassten Grenzen durch menschliche Störungen überschritten, wächst die Gefahr eines abrupten und irreversiblen Wandels des Erdsystems – hin zu für die Menschheit weniger günstigen Lebensbedingungen. Das Konzept verdeutlicht damit einen sicheren Handlungsraum für die nachhaltige Entwicklung und illustriert die Risiken der Überschreitung zentraler Grenzen.
Das Konzept der Planetaren Grenzen ist 2009 durch eine Gruppe internationaler Wissenschaftler um Johan Rockström entwickelt worden und hat mittlerweile Eingang in politische Prozesse gefunden – beispielsweise in das 7. Umweltaktionsprogramm der Europäischen Union. Gleichzeitig wurde der Ansatz aber auch kritisch aufgenommen – zu den angesprochenen Problemen zählen beispielsweise Wissensdefizite und Unsicherheiten zu einigen der identifizierten Grenzen sowie die Herunterskalierung und Anwendung der planetaren Grenzen für nationale und regionale Kontexte.
Unter Einbeziehung dieser Entwicklungen prüfte ein von adelphi geführtes Konsortium die Relevanz und politischen Anwendungsmöglichkeiten der Planetaren Grenzen. Dazu analysierte adelphi zusammen mit dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und dem Stockholm Environment Institute (SEI) die Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken des Konzeptes für die Bereiche Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ziele des Forschungsvorhabens waren dabei (1) eine Bestandsaufnahme zur Konzeptentwicklung der Planetaren Grenzen und deren Quantifizierung, (2) eine Auswertung für die nationale politische Praxis, (3) eine Fortführung des Dialogprozesses zu den Planetaren Grenzen sowie (4) die Entwicklung von Handlungs- und Forschungsempfehlungen für Politik und Wissenschaft.