Immer mehr Menschen wollen, dass für von ihnen verursachte klimaschädliche Emissionen an anderer Stelle entsprechende Treibhausgase vermieden werden. Eine Studie von adelphi/sustainable 2015 im Auftrag des Umweltbundesamts ergab, dass Verbraucher, die Emissionen kompensieren, oft Zertifikate bevorzugen, die einen regionalen Bezug haben. So würde sich knapp die Hälfte der Befragten in Deutschland Zertifikate mit einem dahinterstehenden deutschen Projekt wünschen. Doch im Angebot spiegelt sich diese Präferenz bislang nicht wieder. Das liegt insbesondere daran, dass Projekte in Europa relativ höhere CO2e-Vermeidungskosten aufweisen und zudem wegen der möglichen Doppelzählung auf Grund bestehender Reduktionsverpflichtungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls nur sehr eingeschränkt und unter komplizierten Umständen umgesetzt werden können.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete das Umweltbundesamt (UBA) am 19.06.2015 gemeinsam mit der Gold Standard Foundation eine Tagung zur Frage nationaler Kompensationsprojekte in Europa, um Projektmöglichkeiten und Regulierungsoptionen zu diskutieren. Der europäische Rahmen ist wichtig, um die Vielzahl der Erfahrungen (beispielsweise aus dem Vereinigten Königreich, der Schweiz und Frankreich) bestmöglich nutzbar zu machen und durch koordiniertes Vorgehen die Marktentwicklung zu begünstigen.
adelphi unterstützte das UBA vor allem inhaltlich-konzeptionell bei der Durchführung der Tagung. Dazu zählte insbesondere die Aufbereitung der Diskussionen und Ergebnisse in Form eines Tagungsbandes, der im Herbst erscheinen soll, sowie eines Fachartikels mit europäischer Reichweite, um Impulse für einen weiterführenden Dialog sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in Expertenkreisen zu setzen. Auch auf der Tagung gab adelphi Input: Einerseits zur Marktanalyse Treibhausgaskompensation wertvoll, um beispielsweise die Präferenzen der Verbraucher/innen zu nationalen Kompensationsprojekten zu beleuchten. Andererseits wurden Erfahrungen aus verwandten Projekten u.a. zu Offset-Mechanismen und Koordinations- und Dialogplattformen in einen von adelphi moderierten Workshop eingebracht.
Folgende wesentliche Erkenntnisse und Empfehlungen lassen sich aus der Konferenz ableiten:
Von nationalen Kompensationsinitiativen lernen: Inländische Mechanismen bieten nicht nur wesentliche Anreize für Klimaschutzmaßnahmen, die über die verpflichtenden Maßnahmen hinausgehen. Der freiwillige Markt dient darüber hinaus als „Spielwiese“ für den Verpflichtungsmarkt.
Es besteht weiterhin Bedarf an einer Dialogplattform und einer Institutionalisierung der Kooperation, insbesondere da die Initiativen sehr heterogen sind und sich in Reichweite, Interessen, Problemwahrnehmung und Akteuren unterschieden: Vielversprechende Aktivitäten umfassen die Weiterverbreitung und Diskussion von Ideen und Erfahrungen, die Entwicklung gemeinsamer Konzepte und Sprachregelungen sowie eines gemeinsamen Ansatzes und Verständnisses für regulatorische Fragen, einschließlich Doppelzählung und Post-2020 Klimaregime.
Angemessene Finanzierung bereitstellen: Die vorgeschlagenen Aktivitäten ermöglichen die Erarbeitung eines klaren Handlungsrahmens für die zukünftige Entwicklung. Der Wunsch nach gemeinsamen Aktivitäten besteht, erfordert jedoch auch ausreichend finanzielle Ressourcen.