Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
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Senture Consulting
In vielen einkommensschwächeren Ländern hat sich die Textil- und Bekleidungsindustrie zu einem wichtigen Wirtschaftssektor entwickelt, der mehr als 60 Millionen Menschen Arbeitsplätze und Einkommen bietet. Gleichzeitig herrschen in diesem Sektor prekäre Arbeitsbedingungen: Menschenrechte werden verletzt, soziale und wirtschaftliche Standards nicht eingehalten. In Jordanien führt die Produktion von Textilien und Bekleidung zu beträchtlichen Mengen an Textilabfällen, die derzeit auf städtischen Deponien entsorgt werden. Insbesondere die Abfälle aus dem Bereich der Bekleidungsindustrie sind von großer Bedeutung. Dazu gehören Kleidungsstücke, die nicht den Qualitätsanforderungen der Kunden entsprechen, die nicht angenommen oder die nicht verkauft werden.
Um diese Probleme anzugehen, gab die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) eine Studie in Auftrag, die am Beispiel der Textil- und Bekleidungsindustrie in Irbid mögliche Ansatzpunkte für die Förderung von Material- und Produktkreisläufen im Land aufzeigt. Ausgangspunkt der Analyse war ein Bericht über das Abfallaufkommen der Bekleidungsindustrie im Al-Hassan-Gewerbegebiet von Irbid. Vorherige Analysen deuteten darauf hin, dass dort täglich etwa 50 Tonnen textile Abfälle an eine nahegelegene Abfalldeponie geliefert wurden. Finanziert wurde die Studie im Rahmen des Projekts zur „Förderung von Multi-Stakeholder-Projekten für nachhaltige textile Lieferketten“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Das Projekt trägt zur nachhaltigen Entwicklung globaler Lieferketten in der Textil- und Bekleidungsindustrie bei und unterstützt die Zusammenarbeit zwischen privaten, öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit entlang der Lieferkette der Textil- und Bekleidungsindustrie zu verbessern. Das Programm unterstützt zudem Initiativen zur Förderung relevanter Ansätze oder Konzepte, die in den Partnerländern entwickelt werden, sowie Aktivitäten von besonderer strategischer Bedeutung.
Um festzustellen, ob es in Jordanien einen Spielraum für zirkuläre Ansätze in der Textilbranche gibt, hat adelphi die Situation vor Ort genauer analysiert. Durch eine umfangreiche Fachliteraturrecherche und Interviews mit lokalen Stakeholdern in Jordanien wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen untersucht, die tatsächlichen Mengen und Zusammensetzung der Abfälle realistisch geschätzt sowie die Ursachen analysiert. Aufbauend darauf hat das Projektteam Empfehlungen für weitere Interventionen erarbeitet. Diese umfassen die Förderung und den Ausbau von Abfallvermeidung auf Produktionsebene, Abfalltrennung an Produktionsstandorten und Industrieclustern (möglicherweise in Verbindung mit bestehenden Initiativen), die Einbindung von lokalen Unternehmern bei Wiederverwendung und Upcycling von Reststoffen sowie die Erforschung und Förderung der Wiederverwertung von Stoffabfällen im Möbel- und Bausektor. Die Maßnahmen orientieren sich nicht nur an den nationalen Strategien zu nachhaltigem Konsum und Produktion oder einer Ökologisierung der Wirtschaft, sondern bieten auch Möglichkeiten zur Qualifizierung und Weiterentwicklung im Einklang mit der nationalen Strategie für Beschäftigung, Technik und Berufsbildung.