CAP4GI: Hebel und Potenziale in der gemeinsamen Agrarpolitik für eine bessere Unterstützung von grüner Infrastruktur, Biodiversität und Ökosystemleistungen
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Durch effektive Umweltmaßnahmen und die Bereitstellung von Landschaftselementen und -strukturen (z.B. Feldrandstreifen, Hecken, etc.) können landwirtschaftliche Betriebe einen wichtigen Beitrag für den Schutz unserer heimischen Artenvielfalt leisten. Aber wie können agrarpolitische Instrumente gestaltet sein, damit sie Landwirtschaftsbetrieben ermöglichen und sie dazu motivieren, biodiversitätsfördernde Maßnahmen umzusetzen? Was brauchen Landwirt*innen, damit sie mehr für Umwelt, Natur und Biodiversität leisten können? Und nach welchen Kriterien entscheiden sie, ob und welche Maßnahmen im Betrieb umgesetzt werden?
Wie vermutlich kein anderer Sektor steht die Landwirtschaft vor einer Vielzahl von Herausforderungen gleichzeitig. So müssen nicht nur Treibhausgasemissionen reduziert und das Tierwohl verbessert werden. Auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels muss zeitgleich erfolgen, um die Einkommenssicherheit von Landwirt*innen nicht zu gefährden. Ebenso, schreitet der Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft bisher ebenso ungebremst voran. Grund dafür ist eine Verschlechterung oder gar das Verschwinden von Lebensräumen innerhalb und außerhalb von landwirtschaftlich genutzten Flächen.
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Was ist Grüne Infrastruktur (GI)?
Grüne Infrastruktur umfasst natürliche und naturnahe Landschaftselemente und weitere Maßnahmen zur Förderung der Agrar-Biodiversität wie zum Beispiel Hecken, Baumgruppen, Ackerrandstreifen, Brachen. Diese bieten Tieren und Pflanzen Lebensraum, Nahrung, Unterschlupf und die Möglichkeit zur Reproduktion. Um die Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen zu fördern, muss es von solchen Landschaftselementen nicht nur mehr geben, sie müssen auch so platziert sein, dass sie ein Netzwerk bilden und so den verschiedenen Arten auch die Möglichkeit geben sich fortzubewegen und in neue Gebiete auszubreiten.
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Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU
In der EU ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) das wichtigste Förderinstrument, um die Gestaltung der Agrarlandschaft zu beeinflussen. Sie macht mit rund 378 Milliarden Euro knapp ein Drittel des gesamten EU-Haushalts für 2021-2027 aus. Zugleich stellen die Zahlungen aus der GAP einen erheblichen Anteil der Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe dar. Beides verdeutlicht die Hebelwirkung, die eine Biodiversitäts-freundlichere GAP entfalten könnte.
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Kennzahl (oder Token)
378
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Milliarden Euro
Beschreibung
Rund ein Drittel des EU-Budgets entfällt auf die GAP der EU.
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Während das Ergebnis der aktuellen GAP-Reform von Wissenschaft und Umweltverbänden kritisch bewertet wird, bietet sich auch die Chance, ihre positiven Elemente wie Agrarumweltmaßnahmen weiter zu verbessern, zumal sie in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werden. Hierbei muss zum einen die ökologische Steuerung auf der Landschafts- beziehungsweise Ökosystemebene verbessert werden. Zum anderen gilt es, die Förderung so zu gestalten, dass sie Umsetzungsbarrieren auf Seiten von Landwirt*innen effektiv adressiert und überwinden hilft.
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Die Ziele des Projekts CAP4GI
Im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) des Bundesministeriums für Bildung Forschung (BMBF) zielt das Projekt CAP4GI darauf ab, Möglichkeiten zu identifizieren, mit denen die ökologische Effektivität von Maßnahmen durch einen Landschaftsansatz verbessert werden. Dabei wird insbesondere auf Stellschrauben geachtet, die es ermöglichen, Maßnahmen auf verschiedene sozio-ökonomische Situationen zu übertragen.
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BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA)
Auch zielt das Projekt darauf ab, ein tieferes Verständnis für die Entscheidungen von Landwirt*innen zu erlangen. Dadurch soll die Zusammenarbeit von Landwirt*innen bei Naturschutzmaßnahmen gefördert werden. Außerdem sollen für die jetzige und die zukünftige GAP Empfehlungen sowie mögliche Lösungsvorschläge erarbeitet werden, die eine ökologisch effektivere und für die Betriebe ökonomisch und organisatorsch realistischere Gestaltung der Maßnahmen unterstützen.
Mit Landwirt*innen zusammen
Die Gestaltung zukunftsfähiger agrarpolitischer Maßnahmen ist ohne die Beteiligung von landwirtschaftlichen Betrieben undenkbar. Daher setzt das Projektteam auf einen engen Austausch und die Zusammenarbeit mit Landwirt*innen und anderen Akteuren. Dazu finden Austauschplattformen mit Landwirt*innen in jeweils drei Projektregionen in Baden-Württemberg und Thüringen statt. Hier geht es einerseits darum, welche Probleme und Bedürfnisse Landwirt*innen bei der Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen haben. Andererseits bieten die Plattformen den Landwirt*innen auch die Möglichkeit, selbst für die Projektregionen Lösungsansätze zu entwickeln.
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Auf landesweiten Austauschplattformen in Thüringen und Baden-Württemberg können zudem Akteure aus Verwaltung und Politik in den direkten Austausch mit Landwirt*innen treten und sich in die Prozessgestaltung einbringen.
Das Projekt wird von adelphi research gGmbH koordiniert und gemeinsam mit fünf Verbundpartnern umgesetzt. Es läuft von November 2021 bis Oktober 2024 und wird durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als Teil der Forschungsinitiative für den Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.
Lesen Sie auch ein Interview mit der Projektleiterin von CAP4GI, adelphi-Expertin Sarah Velten, auf FONA, der Plattform des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMF) zur Forschung für Nachhaltigkeit.
CAP4GI: Hebel und Potenziale in der gemeinsamen Agrarpolitik für eine bessere Unterstützung von grüner Infrastruktur, Biodiversität und Ökosystemleistungen