Der Verlust der biologischen Vielfalt schreitet weltweit ungebremst voran. Die Landwirtschaft spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn sie ist einerseits in hohem Maße von den Ökosystemleistungen abhängig, die auf der natürlichen Vielfalt beruhen, andererseits ist sie mit ihren derzeitigen Praktiken einer der wesentlichen Treiber für den Verlust der natürlichen Artenvielfalt. Eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der landwirtschaftlichen Bodennutzung spielt in Europa die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Trotz der Einbindung von Umweltzielen und -maßnahmen ist es ihr jedoch bisher nicht gelungen, den Trend für die biologische Vielfalt in Agrarlandschaften umzukehren. Ein Grund für diese "ökologische Ineffizienz" ist, dass europäische Landwirt*innen die durch die GAP geförderten Umweltmaßnahmen in zu geringem Maße umsetzen.
Das Projekt CAP4GI hat zum Ziel, politische Empfehlungen zu entwickeln, um die Umsetzung der aktuellen GAP sowie die Gestaltung der zukünftigen Agrarpolitik nach dem Ende der aktuellen Förderperiode zu verbessern. Es konzentriert sich nicht nur auf die Frage, wie die Maßnahmen ökologisch effektiver gestaltet werden können, sondern auch, wie sie für die landwirtschaftlichen Betriebe wirtschaftlich und sozial verträglicher werden. Zu diesem Zweck verfolgt CAP4GI einen transformativen Co-Design-Ansatz. Kernelement des Co-Designs ist die Durchführung eines Mehrebenen-Austauschprozesses mit Stakeholdern in zwei deutschen Bundesländern (Baden-Württemberg und Thüringen). In diesem Artikel präsentieren und beschreiben wir diesen Prozess und berichten über unsere Erfahrungen aus dem ersten (von drei) Jahren des Plattformprozesses. Darüber hinaus diskutieren wir das Transformationspotenzial dieses Mehrebenenansatzes sowie mögliche Hindernisse bei der Realisierung dieses Potenzials.