Aufgrund der schnell voranschreitenden Digitalisierung und einer wachsenden globalen Mittelschicht sind Elektro- und Elektronikgeräte (EEE) zu einem elementaren Teil des modernen Lebens geworden und stehen als Sinnbild eines steigenden gesellschaftlichen Wohlstands. Doch die Verbreitung von (Unterhaltungs-)Elektronik enthüllt in zunehmenden Maße auch die Schattenseite des technologischen Fortschritts: wachsende Mengen von Abfällen aus Elektro- und Elektronikgeräten (WEEE oder Elektroschrott), welche zahlreiche toxische Substanzen enthalten und deren Aufarbeitung ein Risiko für Mensch und Gesundheit darstellt. In Ghana wird dieses Problem durch den (oft illegalen) Zustrom von Gebrauchtwaren verschärft, die entweder bereits zum Zeitpunkt der Einfuhr völlig funktionsuntüchtig sind oder bereits nach kurzer Zeit defekt werden. Am Ende des Lebenszyklus werden diese Produkte größtenteils von Arbeitskräften des informellen Sektors gesammelt, zerlegt und unter unzureichenden Bedingungen ausgeschlachtet oder recycelt. Dies hat nicht nur dramatische Auswirkungen auf die Umwelt sondern beeinträchtigt darüber hinaus das gesundheitliche Wohlergeben der lokalen Bevölkerung. Es herrscht jedoch Konsens darüber, dass der informelle Sektor eine wichtige gesellschaftliche Rolle spielt, da vergleichsweise hohe Sammelquoten erzielt werden und die Verwertung von E-Schrott die wirtschaftliche Lebensgrundlage für schätzungsweise 20.000 bis 35.000 Menschen in Ghana bildet.
Vor diesem Hintergrund verabschiedete die Regierung von Ghana im Jahr 2016 das Gesetz über die Kontrolle und Handhabung von Elektro- und Elektronikabfällen (Act 917) sowie Vorschriften für die Kontrolle und Handhabung von Abfällen und Schadstoffen (LI 2250). Innerhalb dieses rechtlichen Rahmens sind Hersteller und private Importeure verpflichtet, sich bei der ghanaischen Umweltschutzbehörde (EPA) zu registrieren und eine Abgabe für importierte Elektronikwaren zu zahlen. Die eingenommenen Mittel sollen die Umsetzung, Überwachung und Durchsetzung des Rechtsrahmens ermöglichen und die Formalisierung informeller Akteure unterstützen. Vorige Projekte konzentrierten sich hierbei vor allem auf den Standort Agbogbloshie in der Metropole Accra, der als vermutlich größte Deponie für Elektroschrott weltweit mediale Aufmerksamkeit erhielt. Aufgrund der neuen nationalen Gesetzgebung mussten jedoch auch in anderen Regionen Maßnahmen ergriffen werden, um eine Wirkung auf breiter Ebene zu erzielen ohne den Lebensunterhalt informeller Akteure zu gefährden. Daher wurde dieses Projekt in acht Zielregionen umgesetzt, die eine hohe Dichte informeller Sammlern und Recyclern aufweisen und außerhalb der Metropole Accra liegen: Greater Accra, Ashanti, Brong Ahafo und die West-, Ost-, Zentral-, Nord- und Volta- Region.
Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union hat das Projekt E-MAGIN Ghana die effektive Umsetzung der ghanaischen Gesetzgebung vorangetrieben. Dies geschah durch einen integrierten Projektansatz, welcher einen Beitrag zur Formalisierung informeller Kleinst- und Mittelständischer Unternehmen leistete, den Ausbau einer nationalen Sammel-Infrastruktur förderte und die Verbreitung bewährter Recyclingverfahren durch Kapazitätsaufbau der lokalen Bevölkerung sowie durch Schulungen von Trainern unterstützte. Dies wurde durch die Entwicklung praktischer Entscheidungshilfen und Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung verschiedener Akteure flankiert. Unter Koordination der University of Cape Coast und zusammen mit dem Ghana National Cleaner Production Centre sowie City Waste Recycling war adelphi verantwortlich für die Durchführung von Studien, wie einer tiefgehenden Betrachtung der Wertschöpfungskette auf nationaler Ebene sowie einer Analyse von Best-Practices zur Formalisierung informeller Strukturen. Darüber hinaus förderte adelphi durch die Organisation nationaler Konferenzen, regionaler Dialogveranstaltungen und Workshop einen breiten gesellschaftlichen und politischen Dialog zur Fortentwicklung des Managements von Elektroschrott in allen acht Zielregionen in Ghana.