Worauf wir bei der COP29 achten sollten
News vom 11. Nov. 2024
Insight von Dr. Benjamin Pohl
Außenpolitisches Engagement in Flussgebieten ist entscheidend, um Konflikte zu verhindern und Vorteile regionaler Kooperation zu nutzen. Am 3. September 2014 präsentierte adelphi auf der World Water Week eine Studie, die Wege für eine neue Wasserdiplomatie aufzeigt.
Wasser ist das Fundament menschlichen Lebens. Es ist ein unerlässliches, aber in vielen Regionen auch ein knappes Gut. Flussgebiete und Grundwassersysteme überschreiten jedoch oftmals Grenzen, so dass mehrere Staaten sich diese Ressourcen teilen müssen. Die dadurch entstehenden politischen, sozialen und ökologischen Abhängigkeiten machen Wasser zu einem potenziellen Ausgangspunkt für zwischenstaatliche Kooperation, bergen aber auch Potenzial für verschärfte Konflikte. Der Zugang zu Wasser wird umso bedeutsamer, je stärker der Klimawandel, Wasserverunreinigungen und demographische und ökonomische Triebkräfte die Wasserressourcen regional verknappen und saisonal verändern.
Grenzüberschreitendes Wassermanagement als Schlüssel für Stabilität und Wachstum
Mehr als 90 Prozent der Weltbevölkerung leben in Staaten mit grenzüberschreitenden Wasserläufen. Und fast jeder Staat mit Landgrenzen teilt sich einen Teil seiner Gewässer mit seinen Nachbarn. Etwa 60 Prozent des Wasservolumens aller Flüsse weltweit befindet sich in grenzüberschreitenden Flussgebieten, und diese Flüsse sind für die Anrainerstaaten oft lebensnotwendig. Viele wichtige Flussgebiete der Erde – Nil, Indus, Ganges, Euphrat/Tigris, Amurdarja und Syrdarja und Mekong – liegen in Weltregionen mit erheblichen zwischen- und innerstaatlichen Spannungen, die oft auch bewaffneter Konflikte einschließen. Zusätzlich verschärfen die Folgen des Klimawandels und soziale und wirtschaftliche Entwicklungen vielerorts den Wassermangel und erhöhen dadurch das Potenzial für Konflikte.
Doch grenzüberschreitende Flussgebiete müssen nicht zwangsläufig zu Konfliktherden werden. In der Vergangenheit haben sie sich vielmehr als „Inseln der Kooperation“ in ansonsten konfliktträchtigen Regionen erwiesen. So hat beispielsweise der Indus-Wasservertrag von 1960 drei Kriege zwischen Indien und Pakistan überdauert; die Kooperation entlang des Mekongs bestand trotz der Indochina-Kriege fort; und im südlichen Afrika diente Wasser als Instrument zur Verstärkung zwischenstaatlicher Kooperation.
Neue Studie zu Wasserdiplomatie fordert mehr Engagement von der Außenpolitik
Die Chancen und Risiken grenzüberschreitender Flussgebiete werfen die Frage nach den Handlungsoptionen der internationalen Gemeinschaft auf. Wie können Diplomaten und technische Experten zur Stärkung grenzüberschreitender Kooperation in internationalen Flussgebieten beitragen? Wie kann diese Zusammenarbeit ausgeweitet und wirkungsvoll zur Unterstützung regionaler Integrationsprozesse eingesetzt werden? Diese Fragen hat adelphi mit einer Reihe ausgewiesener Experten diskutiert und die Ergebnisse in einer neuen Studie zusammengetragen.
Am 3. September 2014 hat adelphi "The Rise of Hydro-Diplomacy" auf der World Water Week vorgestellt. Anhand zentraler internationaler Flussgebiete zeigen die Autoren, wie Außenpolitiker in den jeweiligen Regionen das Konfliktpotenzial entschärfen, und welche Chancen zur Kooperation sie effektiv nutzen können. Diplomaten und technische Experten diskutierten die Ergebnisse der Studie im Rahmen des Side Events „Water Diplomacy: Harnessing Foreign Policy for Conflict Prevention and Regional Integration“. adelphi und das Stockholm International Water Institute (SIWI) waren Hauptorganisatoren des Side Events, unter aktiver Beteiligung des Stimson Center, des Water Diplomacy Consortium und des Auswärtigen Amts.
Lesen Sie mehr über die Studie "The Rise of Hydro-Diplomacy" (Vollversion zum Download)
Videos:
» Mitschnitt der gesamten Podiumsdiskussion „Water Diplomacy: Harnessing Foreign Policy for Conflict Prevention and Regional Integration“ (Video)
» Interview mit Benjamin Pohl, Hauptautor der Studie "The Rise of Hydro-Diplomacy" (Video)
Pressespiegel:
» ThomsonReuters, "Preventing crises over shared water resources requires stronger foreign policy engagement" (Artikel)
» Die ZEIT, "Der Wassermangel hat die Konflikte in Nahost verschärft" (Artikel)
» New Security Beat, "Hydro-Diplomacy Can Build Peace Over Shared Waters, But Needs More Support" (Artikel)
adelphi ist seit vielen Jahren in verschiedenen Bereichen der Wasserdiplomatie aktiv und unterstützt Entscheidungsträger dabei, grenzüberschreitende Wasserkooperationen zu stärken. In unseren Projekten verbinden wir entwicklungs- und außenpolitische Ansätze und beraten Stakeholder zu Möglichkeiten der Verhinderung oder Lösung von Wasserkonflikten, zur Stärkung partizipativer Ansätze, zur Erleichterung von Kooperationsprozessen und zur Entwicklung umfassender politischer Lösungen.
Im Folgenden finden Sie Links zu einschlägigen adelphi-Projekten im Bereich grenzüberschreitender Wasserdiplomatie.