Nach Baku - die COP braucht endlich wieder ein Heimspiel
Kommentar von Dennis Tänzler
News vom 12. Mai 2022
Wie wird sich die Klimakrise in naher Zukunft auf Frieden und Sicherheit auswirken? Eine neue Studie von der Weathering Risk-Initiative analysiert sieben zentrale Fragen für das kommende Jahrzehnt. Und zwar mit der Methode „Superforecasting“. Die Ergebnisse sind nicht nur für die G7 interessant.
Auf der Tagesordnung des Gipfeltreffens der G7-Staaten in diesem Jahr stehen neben den Themen des Krieges in der Ukraine, der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie sowie der Stärkung der internationalen Zusammenarbeit auch die Bewältigung der sich verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise. All dies sind Herausforderungen, die im kommenden Jahrzehnt die konsequente Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger*innen erfordern.
Im neuen Bericht „Seven questions for the G7. Superforecasting climate-fragility risks for the coming decade” werden sieben Fragen für das kommende Jahrzehnt an die „Superforecaster“ von Good Judgement gestellt – Fragen, die vor allem zentrale klimabedingte Risiken für Frieden und Sicherheit bis zum Jahr 2031 adressieren. Bei Good Judgement handelt es sich um eine renommierte geopolitische und geoökonomische Prognoseinstitut, das Vorhersagen zu politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen bietet. Seine „Superforecaster“ haben bereits Hunderte falsifizierbarer Vorhersagen zu geopolitischen Entwicklungen getroffen, die sich als besonders akkurat erwiesen haben.
Um die Unwägbarkeiten von Geopolitik im Zeichen der Klimakrise in greif- und messbarere Herausforderungen zu verwandeln, befasst sich die Studie mit folgenden Schlüsselfragen, die auch die G7 beschäftigen. Dazu zählen:
Vorausschauende und angemessene Antworten auf diese Fragen sollen die Risiken, die die Klimakrise für die geopolitische Stabilität darstellt, signifikant mindern. Lucas Destrijcker, einer der Hauptautoren des Berichts und Consultant bei adelphi research, sagt: „Die Zuspitzung der Klimawandelfolgen in den letzten Jahren zeigt uns, dass die Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die Zukunft ist. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Superforecastern ermöglicht es uns, in die Zukunft zu blicken und der G7 Empfehlungen zu geben, wie einige der schlimmsten Folgen abgewendet werden können.“
Den Prognosen zufolge wird der Klimawandel in den nächsten zehn Jahren erheblich zur weltweiten Instabilität beitragen, zumal in bereits instabilen Regionen der Erde. So wird der Klimawandel etwa zu massiver unfreiwilliger Migration in Zentral- und Ostafrika beitragen. Die Expert*innen warnen auch vor zunehmender Fragilität in Megastädten ärmerer Länder und signifikanten Risiken bewaffneter Konflikte um Wassernutzung. Sie sagen auch vorher, dass die Klimaschutzmaßnahmen im nächsten Jahrzehnt nicht ausreichen werden.
Diese Konsequenzen sind allerdings nicht unvermeidlich, und der Bericht zeigt Wege auf, wie die G7 handeln könnte, um das Schlimmste zu verhindern. Janani Vivekananda, Koautorin und Expertin für Klimadiplomatie und Sicherheit bei adelphi research sagt: „Obwohl die Ergebnisse eindeutig nichts Gutes verheißen, zeigt der Bericht den G7-Staaten auch Maßnahmen auf, die sie jetzt ergreifen können und die sie in jedem Fall nicht bereuen werden.“
Benjamin Pohl, ebenfalls Koautor und Experte für Klimadiplomatie und Sicherheit bei adelphi research, unterstreicht: „Mit Blick auf diese Risiken sind die Kosten von Untätigkeit viel höher als die Kosten des Handelns. Die internationale Gemeinschaft kann und muss mehr tun, um sowohl die Klimakrise selbst als auch ihre negativen Folgen für sozio-ökonomische und politische Stabilität abzufedern. Und die G7 sollten in dieser Hinsicht ihrer Führungsrolle gerecht werden.”
Weathering Risk ist eine Initiative von adelphi research und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Sie vereint modernste Klimafolgen-Daten und fachkundige Konfliktanalysen, um Frieden und Resilienz in einem sich verändernden Klima zu fördern.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Weathering Risk, und hier gelangen Sie direkt zum Download der Studie.
Kontakt: destrijckeradelphi [dot] de (Lucas Destrijcker)