Die fünfte Verhandlungsrunde zum globalen Plastikabkommen: Chancen und Hindernisse
News vom 19. Nov. 2024
News vom 19. Sep. 2022
adelphi researchs Wasseringenieur*innen haben ein neues, naturnahes Verfahren der Wasseraufbereitung entwickelt. Eine Trinkwasseranlage testet dieses nun in Indien. Und bietet Indien wie Deutschland eine Blaupause.
Seit August steht sie da und läuft: Eine auf den ersten Blick unscheinbare Trinkwasseranlage im indischen Fischerdorf Rasui. Mit Arsen verseuchtes Grundwasser war dort bislang die einzige öffentlich zugängliche Trinkwasserquelle. Nach Jahren der Forschung, Planungen und politischen Auseinandersetzungen ist die neue Anlage nun im zwölfmonatigen Testbetrieb und zeigt, dass das darin verwirklichte natürlich-biologische Verfahren in dieser Umgebung besser funktioniert als andere bisher angewandte Lösungen.
Die Wasseringenieurinnen und -ingenieure von adelphi research haben diese neue Form der Wasseraufbereitung in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Jadavpur Universtität in Kolkata und der Technischen Universität in Berlin erarbeitet. Vor allem die um zwei Stufen erweiterte Vorreinigungsstufe und eine mit zusätzlicher Sauerstoffzufuhr verbesserte Hauptreinigungsstufe führen entfernen Verunreinigungen und Spurenstoffe nachweislich effizienter als herkömmliche Verfahren. So hat die Anlage schon nach wenigen Tagen Betrieb die wesentlichen Parameter der Trinkwasserqualität erreicht. Auch die Berliner Wasserbetriebe erproben ein ähnliches Verfahren.
Als Wassserquelle dient Regenwasserauffang in einem dafür angelegten Teich, der zusätzlich durch Wasser aus dem nahegelegen Fluss Padma aufgefüllt wird. Ein dynamischer Vorfilter gefolgt von einem vierstufigen Kiesfilter, einem Langsamsandfilter und einem aktivierten Kohlefilter reinigen das absedimentierte Wasser.
Der umweltfreundliche Bau und der naturnahe Aufbereitungsprozess folgen den Prinzipien der nachhaltigen Nutzung von lokalen Ressourcen. Die gesamte Anlage inklusive Filtermedien wurde vor Ort von lokalen Handwerker*innen zusammengebaut. Photovoltaik betreibt die drei Gleichstrompumpen während des Tages, um das Wasser in Hochbehälter zu pumpen, von denen aus es über Schwerkraft den kontinuierlichen Filterprozess durchläuft.
Ein weiterer Clou der Anlage: Sie wird von einem Wasserkomitee des Dorfes und speziell für sie ausgebildete Betreiber*innen verwaltet. Gemeinsam setzen sie im Einzugsgebiet Anreize zur Biolandwirtschaft und überwachen ständig die Wasserqualitätswerte. Diese gemeindeeigene Form der Trinkwasserversorgung soll in ganzen ländlichen Indien Einzug erhalten. Auch hierfür hat die Anlage Modellcharakter.
Planungen und Bau verliefen nicht ohne Schwierigkeiten. Manche politischen Kräfte vor Ort haben das Projekt sehr befürwortet, andere zum Teil auch religiös motivierte Kräfte haben es politisiert. Doch ein partizipativer Prozess geprägt von zäher Überzeugungsarbeit unseres Teams vor Ort haben sich bewährt. Und pragmatische Lösungen. Das Team hat etwa kurzfristig eine benachbarte Gemeinde für das Vorhaben gewonnen, nachdem es im ursprünglich dafür vorgesehenen Ort eine politische Sackgasse erreicht hat.
So konnte die Anlage letztendlich doch mithilfe einer lokalen NGO und Ingenieurbüro MAB Inc. aufgebaut werden und wird in absehbarer Zeit die etwa 150 Familien mit Trinkwasser versorgen. Im Verlauf der nächsten zwei Jahre plant adelphi research, die Anlage zu optimieren, sie an die Gemeinde in einen nachhaltigen Betrieb zu überführen, und auch ein Verteilungsnetz sowie eine geeignete Abwasserbehandlung zu entwickeln.
Das wäre auch nicht ohne der starken Unterstützung möglich gewesen, die adelphi research durch die Indienhilfe e.V. und die Gemeinde Herrsching in Bayern erhalten hat. Die Indienhilfe hat die technische Umsetzung durch adelphi research und die sozio-ökomische Begleitung vor Ort finanziell engagiert. Und die Gemeinde Herrsching hat den Bau im Rahmen ihrer Städtepartnerschaft mit der Stadt Chatra finanziert.
Die Optimierung der Anlage wird nun durch eine von adelphi research betreute Promotionsarbeit vor Ort ausgewertet. Unterstützt wird diese Arbeit von der Jadavpur Universität Kolkata mit einem vom indischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie finanzierten Forschungsprojekt.