Nach Baku - die COP braucht endlich wieder ein Heimspiel
Kommentar von Dennis Tänzler
News vom 01. Jul. 2018
Deutsche Institutionen und Unternehmen nehmen optimistische Perspektive aus Frankfurt mit
Weltweit siebzig Akteure ergreifen konkrete Maßnahmen zur Kohlenstoffbepreisung. Dies gab die Weltbank zum Auftakt der Innovate4Climate bekannt, die dieses Jahr vom 22. bis 24. Mai 2018 in Frankfurt (Main) stattfand. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Initiativen verdreifacht, stellte die Weltbank in ihrem jährlichen Bericht „State and Trends of Carbon Pricing 2018” zu Beginn der größten internationalen Konferenz für Kohlenstoffmärkte und Klimafinanzierung fest.
Auch Jochen Flasbarth eröffnete die diesjährige Innovate4Climate-Konferenz mit einer ermutigenden Feststellung: die Umsetzung des Pariser Abkommens schreite gut voran und die Dekarbonisierung der Wirtschaft habe bereits begonnen (ganze Rede im Video). Essentiell für das Erreichen der Pariser Klimaziele sind laut Flasbarth nicht zuletzt internationale Finanzströme; diese müssten intelligent gelenkt werden und in ein klares Rahmenwerk mit deutlichen Anreizen eingebettet werden. Um dies zu erreichen, böte insbesondere die Innovate4Climate ein zentrales Forum für den intensiven Dialog und zielorientierten Austausch, so Flasbarth.
Bei der Umsetzung der Pariser Klimaziele komme den Industrieländern eine besondere Verantwortung zu, sagte Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesentwicklungsminister in seiner Eröffnungsrede: „Entwicklungsländer haben die Chance, das fossile Zeitalter zu überspringen. Als Hauptverursacher des Klimawandels stehen wir Industrieländer in der Verantwortung, die Entwicklungsländer auf diesem Weg zu unterstützen. Schon heute ist Deutschland einer der größten Klimafinanzierer der Welt“ (ganze Rede im Video).
Die Innovate4Climate ist eine Initiative der Weltbank, welche 2018 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Finanzzentrum Deutschlands, Frankfurt am Main, Kap Europa ausgerichtet wurde.
„Ein kontinuierlicher Dialog der Akteure hat sich in den vergangenen Jahren als Schlüssel für den Erfolg Klimavorhaben erwiesen“, sagt Tobias Hunzai von Climate Focus. Die Innovate4Climate erfülle immer mehr ihre „Scharnierfunktion“ zwischen den offiziellen Terminen der Klimaverhandlungen und gebe Raum für zielführenden informellen Dialog. In diesem Jahr war dieser Raum besonders groß, denn mit 56 Workshops und 46 weiteren Veranstaltungen unter anderem am German Pavilion war das Angebot der Innovate4Climate größer als je zuvor.
Auch die Runde der Aussteller und Ausrichter von Veranstaltungen innerhalb des German Pavilion war 2018 von privatwirtschaftlichen Akteuren geprägt: So präsentierten sich zum ersten Mal die Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE), Continental, DEG Invest, Finance in Motion, Kommunalkredit Public Consulting sowie die Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance, die KfW und Ecofys, a Navigant company.
„Auf der Innovate4Climate, in den großen und kleinen Veranstaltungen, können wir die nötigen Verknüpfungen zwischen den Anliegen der Politik, der Unternehmen und des Finanzsektors sinnvoll herstellen“, resümiert Matthias Böhning von der DEG Invest. Gemeinsam mit Experten von der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) und dem Reifenhersteller Continental präsentierte er ein erfolgreiches Projekt, in dem durch das Zusammenwirken von Entwicklungsfinanzierer, Beratungsagentur und Unternehmen die Lieferkette des mexikanischen Zweigs von Continental nachhaltig ausgestaltet wurde.
Wie der Privatsektor noch stärker in die Anstrengungen um Klimafinanzierung und Klimaschutz eingebunden werden kann, stand diesmal im Zentrum der zehn Workshops von BMU und BMZ . Welches Geschäftsmodell liegt für Unternehmen in der Anpassung an den Klimawandel? Wie kann das Pariser Abkommen privatwirtschaftliches Engagement fördern? Welche Rolle spielen Versicherungen für die Klimafinanzierung? Und wie können Fördernetzwerke für Green-Bonds-Märkte aussehen? Diese und weitere Fragen diskutierten die Expertinnen und Experten neben Kernaspekten der internationalen Klimaverhandlungen, wie die Bedeutung von Partnerschaften für die Intensivierung des Ambitionsniveaus oder die Wirkung von ergebnisbasierter NDC-Implementierung.
Neben diesen Workshops hat sich der German Pavilion über die letzten Jahre zu einem geschätzten Netzwerk-Hub entwickelt, welcher von den Ausstellern rege genutzt wurde, um innovative Ansätze zu präsentieren und zu diskutieren. Dabei prägten sowohl aktuelle Fragen aus den Klimaverhandlungen (unter anderem Artikel 6) als auch zahlreiche Praxisbeispiele die Debatten im German Pavilion (unter anderem DeveloPP, Climate Finance Readiness oder GETFiT Uganda).
Ein weiteres Highlight Innovate4Climate ist, dass die Konferenz nachhaltig und emissionsneutral ausgerichtet wurde. Dabei verfolgte die Weltbank eine engagierte Nachhaltigkeitsinitiative Nachhaltigkeitsinitiative „Towards Zero Impact“ und konnte sehr deutlich demonstrieren, dass Konferenzen ökologisch nachhaltig durchführbar sind. Einige der Ziele waren beispielsweise die Definition und Umsetzung konkreter Minderungsmaßnahmen zur Verringerung der Auswirkungen von Mobilität, Energie, Catering, Abfall, Wassermanagement, Kommunikation und Lieferanten, sowie das Berechnen und kompensieren aller nicht vermeidbarer Treibhausgasemissionen.
„Kohlenstoffmarktexperten und Fachleute der Klimafinanzierung ziehen dank der Innovate4Climate immer stärker an einem Strang“, sagt Katja Eisbrenner von Ecofys, a Navigant Company. „Wenn Marktmechanismen des Klimaschutzes und Finanzierungsmöglichkeiten künftig stärker zusammengedacht werden, hat die Welt eine gute Chance, ihren Klimaversprechen wesentlich näher zu kommen. Dafür ist die Innovate4Climate eine wichtige Plattform. Es ist gut, wenn sie künftig noch mehr Vertreterinnen und Vertreter von Banken anzieht“, so Eisbrenner.
Und Frank Wolke von der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt (DEHSt) bekräftigte: „Dafür ist der German Pavilion auch 2018 ein enorm wichtiger Anziehungs- und Treffpunkt für das deutsche Engagement gewesen, den es bei einer Konferenz wie der Innovate4Climate braucht.“
Der Blick in die Zukunft ist vielversprechend. Nach einhelliger Meinung der Aussteller des German Pavilion verbindet die Innovate4Climate zunehmend Fachleute der Bereiche Kohlenstoffmärkte und Klimafinanzierung, und sie ist für den Privat- und Finanzsektor attraktiv geworden. Die angestoßenen Prozesse zu vertiefen und weiterzuentwickeln wird die Innovate4Climate 2019 leisten. Auch hier sieht man sich auf einem guten Weg.
Der Gastbeitrag "I4C verknüpft erfolgreich Klimafinanzierung und Kohlenstoffmärkte" wurde im Juli 2018 online publiziert. Wir veröffentlichen den Text an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung vom carbon-mechanisms.de.