Nach Baku - die COP braucht endlich wieder ein Heimspiel
Kommentar von Dennis Tänzler
News vom 05. Dez. 2016
"Green Bonds" sind seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 2007 rasant gewachsen. Allerdings ist der Bestand neuer grüner Projekte zu klein und fehlende Standardisierung hemmt die Weiterentwicklung des Marktes. Beispiele aus den EU-Mitgliedsstaaten zeigen Wege auf, um diese Einschränkungen zu überwinden.
Die Autoren der Studie über das Potenzial und die Funktionsweise der Märkte für grüne Anleihen identifizieren zentrale Engpässe für die weitere Entwicklung dieser Märkte und empfehlen Maßnahmen, wie diese Hindernisse überwunden werden können. Auf diese Weise soll das große Potenzial dieser Märkte weiter ausgeschöpft werden. Die Studie wurde von adelphi zusammen mit seinen Partner COWI, Eunomia und EnergyPro im Auftrag der Europäischen Kommission verfasst. Sie erschien zwei Tage nach der Vorstellung des Maßnahmenpaketes der Kommission "Saubere Energie für alle Europäer", das einen Finanzierungsbedarf von jährlich EUR 177 Mrd. ab 2021 festgestellt hat, der notwendig ist, damit die klima- und energiepolitischen Ziele der 2030-Agenda erreicht werden können. Dazu werden neue, innovative Finanzierungs- und Investitionsmechanismen erforderlich sein. Grüne Anleihen stehen auch auf der Agenda der hochrangigen Expertengruppe für nachhaltige Finanzen, die am 28. Oktober 2016 von der Kommission eingesetzt wurde.
Im Jahr 2012 wurden weltweit 2,6 Mrd. US-Dollar an grünen Anleihen ausgegeben. Bis 2015 hatte sich die Gesamtausgabe auf 41,8 Mrd. US-Dollar erhöht und stieg bis Ende November 2016 auf 74,3 Mrd. US-Dollar an. Europäische und chinesische Emittenten bilden den größten Anteil am Weltmarkt für klimaschonende Anleihen. Die größten Emittenten in Europa sind Frankreich und Großbritannien. Angesichts des weltweiten Trends der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft ist es wahrscheinlich, dass der Markt für grüne Anleihen weiter wachsen und so vielfältigere Emittenten und Investoren anziehen wird. Neben Bankkrediten und Eigenkapitalfinanzierung kann dieser Markt eine zusätzliche Quelle für langfristige grüne Finanzierung sein.
Dass es bislang keinen ausreichenden Bestand an grünen Projekten und keine Definition oder Rahmenregelung für grüne Anleihen gibt, bremst der Studie zufolge die Entwicklung dieses Markts. Allerdings gibt es in den EU-Mitgliedstaaten und darüber hinaus schon viele gute Praktiken, um diese und andere Beschränkungen zu überwinden. Beispiele für Maßnahmen der öffentlichen Hand reichen von "weichen Maßnahmen" wie Sensibilisierung und Kapazitätsaufbau bis hin zu strikteren Ansätzen wie der obligatorischen Offenlegung grüner Indikatoren für Emissionen und Investitionen.
Ein weiterer Gegenstand der Studie ist die Untersuchung von Standardisierung grüner Anleihen. Viele Stakeholder betonen die immense Bedeutung von Standards, um sicherzustellen, dass Erträge aus Grünen Anleihen für tatsächlich grüne Projekte mit klaren und messbaren Umweltzielen genutzt werden. Marktorientierte Initiativen haben in diesem Bereich zur Weiterentwicklung beigetragen. Die Studie rät zur Unterstützung der Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Standards für grüne Anleihen basierend auf bestehenden marktorientierten Initiativen.
Die grünen Anleihen finanzieren heute vor allem Projekte im Bereich erneuerbare Energien (45,8 der weltweiten Emissionen im Jahr 2015), Energieeffizienz (19,6%), kohlenstoffarmer Transport (13,4%), nachhaltiges Wasser (9,3%) und Abfall und Verschmutzung (5,6%). Grüne Anleihen sind damit ein wichtiges Finanzierunginstrument, um die Ziele des am 30. November 2016 veröffentlichten Maßnahmenpakets "Saubere Energie für alle Europäer" zu erreichen.
Eine grüne Anleihe unterscheidet sich von einer normalen Anleihe durch ihr Label, was eine Verpflichtung zur ausschließlichen Verwendung der Mittel zur Finanzierung oder Refinanzierung von "grünen" Projekten, Vermögenswerten oder Geschäftsaktivitäten bedeutet. Grüne Projekte sind solche, die Fortschritte im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit fördern. Grüne Anleihen bieten die Möglichkeit, Kapital für grüne Investitionen zu mobilisieren. Mit der Klassifizierung als grüne Anleihe wird Investoren geholfen, klare und fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen. Grüne Bonds können generell dabei helfen, neue Investoren anzuwerben und damit Liquidität für grüne Investitionen zu mobilisieren