Unsere Lebensweise übersteigt die planetaren Grenzen: ifeu und adelphi zeigen in einem Forschungsprojekt mit Infografiken auf, wie der Verbrauch in Deutschland die Ökosysteme belastet und welche Veränderungen in unseren Lebensstilen nötig sind, um innerhalb der planetaren Grenzen zu konsumieren.
Wenn alle Menschen so leben würden wie in Deutschland, bräuchten wir drei Erden. Die Nachfrage an Ressourcen übersteigt die Kapazität unseres Planeten, diese zu reproduzieren. Der steigende Wohlstand und die wachsende Bevölkerung weltweit erhöht den Verbrauch natürlicher Ressourcen. Als Konsequenz werden die Ökosysteme überfordert und drohen zu „kippen“, zum Beispiel durch einen versauerten Boden, auf dem nichts mehr angebaut werden kann. Um das zu verhindern, müssen wir die planetaren Grenzen einhalten und unser derzeitiges Konsumverhalten überdenken.
Unter Leitung des schwedischen Resilienzforschers Johan Rockström erstellten Wissenschaftler*innen 2009 das Konzept der planetaren Grenzen. Damit wird verdeutlicht, wie gefährdet Umwelt und Natur sind, wenn bestimmte Grenzen nicht eingehalten werden. Zu diesen zählen unter anderem der Klimawandel, die Veränderung biogeochemischer Kreisläufe (Stickstoff- und Phosphorkreislauf), die weltweite Beeinträchtigung der Biosphärenintegration sowie der Wandel des globalen Landsystems.
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Anwendung der planetaren Grenzen an das individuelle Konsumverhalten
Dieses Konzept wurde im Auftrag vom Umweltbundesamt von dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH (ifeu) und adelphi nun erstmalig in einem Forschungsprojekt auf das individuelle Konsumverhalten (in Deutschland) angewandt und durch Infografiken veranschaulicht. Die Ergebnisse dürften nicht weiter überraschen: Das Konsumverhalten in Deutschland überschreitet die planetaren Grenzen massiv. Unsere Lebensweise hat enorme Auswirkungen auf den Klimawandel und setzt derzeit Stoffe wie Stickstoff und Phosphor in die Atmosphäre frei, die nicht schnell genug abgebaut werden können.
Ein wichtiger Schritt zum Erhalt unserer Ressourcen ist die Umstellung der Energiesysteme auf Erneuerbare. Doch noch ist ungeklärt, inwieweit es die Umweltwirkungen unseres Konsums reduziert. Weitere Veränderungen unserer Lebensstile werden notwendig sein, um innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben.
In den Infografiken werden beispielhaft Lebensstile von fiktiven Personas in einer Welt ohne fossile Brennstoffe dargestellt. Produktions- und Energiesysteme wurden umgestellt auf erneuerbare Energien, strombasierte Wärmetechnik, batterieelektrische PKW und eine wesentlich gesteigerte Energie- und Materialeffizienz beziehungsweise Kreislaufführung gehören ganz selbstverständlich zu diesem zukunftsweisenden Alltag. Sollte die große Transformation gelingen, sind die erforderlichen Lebensstiländerungen pro Person gar nicht mehr so groß, auch wenn dazu ein ausgewogenes Konsumverhalten mit umweltrelevanten Konsumgütern notwendig ist.
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Ernährung, Wohnen und Mobilität sind umweltbelastende Konsumfelder
Im Forschungsprojekt wurde eine Auswahl an repräsentativen Gütern und Dienstleistungen betrachtet, Konsummuster identifiziert und global verallgemeinert. Aus ihnen entwickelte das Forschungsteam Umweltwirkungen, zu denen der heutige durchschnittliche Konsum in einer treibhausgasneutralen Welt 2050 führen würde.
Daraus ergab sich, dass unser derzeitiges Konsumverhalten in Bezug auf Wohnfläche und Heizen, Mobilität, Reisen, Ernährung sowie persönlichem Besitz den Klimawandel verstärkt. Private Haushalte erzeugen die meisten Treibhausgase bei der Ernährung, beim Wohnen und bei der Mobilität. Die gleichen drei werden auch in Zukunft die umweltschädlichsten Konsumfelder bleiben. So sind beispielsweise Flüge nicht mehr innerhalb der planetaren Grenzen möglich, vor allem bei gleichzeitig hohem Fleischkonsum und dem Beibehalten einer zu großen Wohnung für den persönlichen Bedarf. Wird in einem der Felder über dem Durchschnitt konsumiert, sollten wir uns in den anderen maßgeblich einschränken.
Aus dem Forschungsprojekt und den Infografiken wird jedoch deutlich: Ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen für alle ist möglich – und umsetzbar.