Südkorea steht wie Deutschland vor dem Trilemma, die Energieversorgung sicher, kostengünstig und umweltverträglich zu gestalten. Aufgrund seiner geografischen und politischen Lage ist Südkorea bezüglich seines Energiesystems quasi eine Insel. Die Energiestrategie des Landes hat sich traditionell auf eine stabile und kostengünstige Versorgung konzentriert, um die Industrialisierung des Landes zu fördern. Um Skaleneffekte ausnutzen zu können, wurde ein einheitliches, öffentlich-rechtliches Elektrizitätsunternehmen (KEPCO) als effizientester Ansatz gewählt.
Die 2017 vereidigte Regierung unter Präsident Moon verfolgt eine neue Vision. Um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern und gleichzeitig die globalen Bemühungen gegen den Klimawandel zu unterstützen, möchte Südkorea sein beträchtliches Potenzial an erneuerbaren Energien nutzen. Dieses übersteigt den aktuellen Stromverbrauch ungefähr um das Zehnfache. Darüber hinaus ist das Land in der Position, sich als globaler Marktführer in einigen der wichtigsten neuen Energietechnologien wie Smart Grids und Stromspeichersystemen zu etablieren. Noch muss es allerdings entscheidende Herausforderungen bewältigen. So muss beispielsweise der Stromsektor weiter liberalisiert, aber auch die Akzeptanz erneuerbarer Energien in der Öffentlichkeit gefestigt werden.
Gemeinsam mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat adelphi für das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Energiedialogs zwischen Deutschland und Südkorea eine Studie erstellt. Diese untersucht die Strategie Südkoreas in Bezug darauf, wie sich der regulatorische Rahmen des Landes auf die Integration von erneuerbaren Energien und Smart Grids auswirkt, sowie deren Status und Perspektiven. Anschließend werden die Ergebnisse in den globalen Kontext gesetzt und mit der aktuellen Situation in Deutschland verglichen. Schließlich werden Empfehlungen abgeleitet und spezifische Bereiche genannt, in denen eine engere Zusammenarbeit für beide Länder von Vorteil sein könnte.