Die Coronaviruspandemie oder COVID-19 (wie die Krankheit offiziell von der Weltgesundheitsorganisation WHO benannt wurde) begann mit einem ersten Ausbruch in Wuhan, China, im Dezember 2019 und verursacht bis heute erhebliche finanzielle und organisatorische Schwierigkeiten in der europäischen Hotelindustrie. Seit im März 2020 in Europa Reisebeschränkungen in Kraft traten, vermelden Tourismuseinrichtungen in allen Regionen einen Einbruch der Besucherzahlen um mindestens 50 Prozent. Dementsprechend wird damit gerechnet, dass etwa 85 Prozent aller europäischen Hotels von starken Umsatzverlusten betroffen sein werden. Da jeder und jede zehnte Europäer/-in in der Tourismusbranche beschäftigt ist, wird dies in den kommenden Jahren auch weiterreichende Auswirkungen auf die Arbeitslosenzahlen und die Sozialversorgung haben. Zugleich zwingen diese Entwicklungen die Hotelindustrie dazu, ihre Bemühungen um Treibhausgas-(THG-)Reduktionen zu pausieren.
Dieser Bericht untersucht die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Hotelbranche, auf nationaler Ebene in den Fokusländern des Hotels4Climate-Projekts (Zypern, Deutschland und Griechenland) ebenso wie auf EU-Ebene. Auf dieser Grundlage leitet er entsprechende Politikempfehlungen für einen grünen Aufbauplan ab. Um die entscheidenden Probleme sowie Bedürfnisse der Hoteliers zu ermitteln, wurden im Juli und August 2020 eine Marktanalyse und Interviews mit Schlüsselakteurinnen und -akteuren durchgeführt, darunter Hotelbetreibende, Hotelverbände, öffentliche Körperschaften, Berater/-innen, Reiseveranstalter/-innen und Finanzinstitutionen. Der Bericht gliedert sich in drei Hauptkapitel: Die Einschätzung der Folgen von COVID-19 auf die Hotelbranche: Initiativen zur Erholung von COVID-19; und Politikempfehlungen, um Hoteliers bei der Umstellung zu nachhaltigem Tourismus und THG-Reduktion zu unterstützen.
Die Ergebnisse können genutzt werden, um Akteur/-innen in der Hotelbranche und Politiker/-innen dabei zu helfen, neue Instrumente zu entwickeln, aber auch bereits bestehende Programme zu skalieren, um so eine grüne Erholung der Branche zu fördern. Kurzfristig sollten vorhandene staatliche Unterstützungsprogramme für die Soforthilfe verfügbar bleiben und regelmäßig reevaluiert werden. Zudem sollten Hoteliers darin geschult werden, wie sie mit Verhaltens- und technischen Maßnahmen schnelle Kosteneffekte erzielen sowie Hygiene- und Sicherheitsregeln in ihren Arbeitsalltag einbinden können. Mittel- bis langfristig empfehlen sich gestützte Kredite und Subventionen, begleitet von der schrittweisen Umsetzung von THG-Reduktionsmaßnahmen. Daneben sollten vorhandene Programme ausgebaut, neue Konzepte für die Entwicklung von Reisezielen und Tourismusprodukten erwogen sowie Auszeichnungen ausgelobt werden, die vorbildliche Projekte und Ansätze hervorheben. Zudem sollte die Branche die Zeit bis zur vollständigen Erholung dazu nutzen, sich an die Entwicklungen und Trends anzupassen, die sich bereits vor COVID-19 abgezeichnet haben, etwa das wachsende Interesse an nachhaltigem Tourismus, die Digitalisierung des Tourismus und die wachsende Bedeutung von Authentizität und Anpassung an die persönlichen Bedürfnisse der Reisenden. Deshalb sollte die weitere Entwicklung des Tourismus auf den Komponenten der Nachhaltigkeit und digitaler Technologie, öffentlicher Infrastruktur sowie dem effektivem Management und Förderung von Reisezielen als besondere Ergänzungen der Wertschöpfungskette beruhen.