Deutschland war 2019 der zweitgrößte Markt für Offshore-Windenergie, mit 28,5 Prozent der weltweit installierten Kapazität in deutschen Gewässern (Global Wind Energy Council 2020). Nach der Inbetriebnahme des ersten deutschen Offshore-Windparks Alpha Ventus im Jahr 2010, der erste unter Hochseebedingungen gebaute Windpark der Welt (Alpha Ventus 2020), hat das Land eine Reihe von Erfahrungen mit der Entwicklung von Offshore-Windparks gesammelt.
Dank dieser Erfahrungen konnte Deutschland die Kosten der Offshore-Windenergie stark senken. Diese Kostensenkungen führten dazu, dass bei den Offshore-Auktionen in den Jahren 2017 und 2018 mehrere Gebote für einen Bau von Windparks ohne Förderung abgegeben wurden. Dieses Ereignis überraschte viele, obwohl die Kosten für Offshore-Windenergie bereits seit einiger Zeit gesunken waren. Es bedeutete, dass die Entwickler davon ausgingen, dass sie zum ersten Mal Offshore-Windparks ohne finanzielle Unterstützung - abgesehen von der Netzanbindung - errichten könnten. Dies hat zwar eine Debatte ausgelöst, auf die in dieser Studie eingegangen wird, aber es hat gezeigt, dass wettbewerbsfähige Offshore-Windenergie keine Vision der fernen Zukunft mehr ist.
Bei Projekten, die sich derzeit in der Planungsphase befinden, kann Wettbewerbsfähigkeit bereits ohne Förderung erreicht werden, sowohl in Deutschland als auch, wie Untersuchungen von Jansen et al. (2020) zeigen, in anderen führenden europäischen Märkten. Diese Entwicklungen sind vielversprechend; nicht nur für jedes Land, das sich für den Ausbau der Offshore-Windenergie entscheidet, sondern für die globale Energiewende insgesamt, da die deutschen Erfahrungen mit der Kostensenkung auf andere Länder übertragbar sein könnten.
Um Einblicke in diese Erfahrungen zu gewähren, gibt die folgende Studie einen kurzen Überblick über die in Deutschland erzielten Kostensenkungen und deren Treiber. Abschließend werden einige Lehren gezogen, die für Länder, die sich in einem frühen Stadium der Offshore-Windentwicklung befinden und ähnliche Kostensenkungen anstreben, von Interesse sein könnten. Der folgende Bericht basiert auf umfangreicher Sekundärforschung und Interviews mit Branchenexperten von deutschen Verbänden und Windkraftunternehmen. Wenn Informationen aus einem Interview stammen, sind sie als solche gekennzeichnet, die Interviewpartner werden jedoch auf deren Wunsch hin nicht explizit genannt. Eine Gesamtliste der Interviewpartner ist dem Bericht jedoch beigefügt.