Redaktion: Johannes Ackva, Alexander Eden, William Acworth, Constanze Haug, Lina Li, Marissa Santikarn, Mariza Montes de Oca, Martina Kehrer, Julia Groß, Cecilia Kilimann.
Emissionshandelssysteme (EHS) haben 2017 als Kerninstrumente des Klimaschutzes weltweit große Fortschritte gemacht haben: Die Einführung von Systemen in aufstrebenden Ökonomien, strukturelle Reformen und neue Kooperationsinitiativen haben das Vertrauen in Kohlenstoffmärkte gestärkt. Der Emissionshandel konnte als wichtiges Instrument zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens etabliert werden. Das zeigt der Bericht "Emissions Trading Worldwide: Status Report 2018" der International Carbon Action Partnerhsip (ICAP).
Verdreifachung des Anteils von durch EHS abgedeckten globalen Emissionen
EHS haben sowohl in bereits etablierten als auch in aufstrebenden Ökonomien Fortschritte gemacht und decken inzwischen fast 15 Prozent der globalen Emissionen ab. Die Einführung des nationalen EHS in China für den Stromsektor im vergangenen Jahr ist ein bemerkenswerter Schritt für eine aufstrebende Wirtschaftsmacht, die die weltweit größte Anzahl an Kohlekraftwerken betreibt.
Dies sendet auch ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft, da die Entwicklung der chinesischen Kohleverstromung in letzter Zeit einer der Haupttreiber der globalen Emissionsentwicklung war. Die nächsten Jahre geben der chinesischen Regierung Zeit, einen robusten, mehr Wirtschaftssektoren umfassenden Kohlenstoffmarkt aufzubauen, dessen Ambitionsniveau sich im Einklang mit den Anforderungen des Pariser Abkommens steigern kann.
Auch in Lateinamerika und auf subnationaler Ebene in Nordamerika schreiten Bemühungen zur CO2-Bepreisung voran. Mexiko, Lateinamerikas zweitgrößte Volkswirtschaft, will später in diesem Jahr die Pilotphase für sein EHS starten und strebt langfristig die Entwicklung eines gemeinsamen Kohlenstoffmarkts mit Chile und Kolumbien an.
In Nordamerika agieren weiterhin Bundesstaaten und Provinzen als Pioniere des Emissionshandels. Seit Beginn des Jahres 2018 hat Ontario, die größte kanadische Provinz, sein System mit dem gemeinsamen Kohlenstoffmarkt von Kalifornien und Québec verknüpft. Darüber hinaus schreibt der kanadische Rahmenplan für sauberes Wachstum und Klimawandel vor, dass alle kanadischen Provinzen und Territorien bis Ende 2018 einen CO2-Preis einführen sollen. Das Interesse mehrerer US-Bundesstaaten wie Virginia und New Jersey wird voraussichtlich ebenso eine Ausweitung des Emissionshandels bewirken, trotz fehlender Initiative auf US-Bundesebene.
Vom Pionier-Versuch zum Kernelement zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens
Gleichzeitig wurden 2017 umfangreiche Reformen an den bereits länger bestehenden EHS in der EU, Kalifornien, Neuseeland und der Regional Greenhouse Gas Initiative (RGGI) durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Systeme die ab 2020 zunehmend ambitionierteren Klimaziele im Rahmen des Pariser Abkommens erfüllen können. Diese erneuerten Bekenntnisse zum Emissionshandel als Kernpfeiler der Klimapolitik geben den EHS-Marktteilnehmern Planungssicherheit für klimafreundliche Investitionen.
Steigende Kohlenstoffpreise waren die Folge, wie etwa in der EU, wo der EU-Zertifikatspreis Anfang 2018 zum ersten Mal seit 2011 über 10 EUR stieg. Die Reformen weisen gemeinsame Elemente auf: Striktere Emissionsobergrenzen, Marktstabilitätsmechanismen, die den Unsicherheiten in der Emissionsentwicklung Rechnung tragen, sowie die begrenzte Zulassung von Offset-Zertifikaten, die positive Umwelteffekte auch in anderen Sektoren nach sich ziehen.
Diese zwei Trends – die kontinuierliche Ausbreitung von EHS und Reformen bestehender Systeme – werden die Landschaft des Emissionshandels weiter verändern und damit dessen Rolle als Schlüsselinstrument beim Wandel hin zu kohlenstoffarmen Volkswirtschaften weltweit stärken.
Der ICAP Status Report wird jährlich veröffentlicht und enthält Beiträge von politischen Entscheidungsträgern und Kohlenstoffmarktexperten zu den jüngsten Trends und Perspektiven zum Thema Emissionshandel weltweit.
Den Bericht, sowie Kurzfassungen auf Chinesisch, Englisch und Spanisch, Infografiken und ein kurzes Video, finden Sie auf der ICAP-Website.