Um eine gute Chance zu haben, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, müssen die globalen CO2-Emissionen bis 2050 auf netto-null gesenkt werden. Um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müssen die Emissionen in allen Sektoren und Regionen umfassend gesenkt werden und alle verbleibenden Emissionen durch die Entfernung von CO2 (carbon dioxide removal - CDR) mithilfe entsprechender Technologien (negative emissions technologies - NETs) kompensiert werden. Insgesamt zeigt die Notwendigkeit zur Erreichung des 1,5°C-Ziels in der Mitte des Jahrhunderts, dass Emissionsminderungen in der Größenordnung von 100 bis 1000 GtCO2e vor dem Jahr 2100 erforderlich sind - das entspricht etwa 20 Jahren der aktuellen jährlichen Treibhausgasemissionen. In Anbetracht dieser Herausforderungen haben derzeit 124 Länder weltweit sowie mehrere Regionen, Städte und Unternehmen Netto-Null-Klimaziele umgesetzt oder erwägen deren Umsetzung.
Während die Entfernung von CO2 zweifellos Teil der Netto-Null-Gleichung ist, gibt es noch keinen Konsens über das angemessene Gleichgewicht zwischen Entfernung und Minderung von Emissionen, die verschiedenen NETs, die eingesetzt werden könnten, oder die politischen Instrumente, die am besten geeignet sind, um ihre Forschung, Entwicklung und Umsetzung im erforderlichen Umfang zu fördern. Emissionshandelssysteme (EHS) gehören zu den politischen Instrumenten, die sich bei der Reduzierung von Emissionen als am effektivsten erwiesen haben. Ihre Fähigkeit, zur Erreichung von Netto-Null-Klimazielen beizutragen, muss jedoch erst noch getestet werden.
In diesem neuen Paper des ICAP-Sekretariats untersuchen die Autoren, wie Netto-Null-Klimaziele und CDR mit dem Emissionshandel interagieren könnten, sowie die Chancen und Herausforderungen, die eine solche Interaktion für den Betrieb von EHS darstellen könnte. Zu diesem Zweck geben sie zunächst einen Überblick über den aktuellen Stand der Netto-Null-Klimaziele sowie über die entstehenden akademischen und politischen Debatten in diesem Bereich. Anschließend beschreiben sie die verschiedenen CDR-Optionen und die politischen Maßnahmen und Instrumente, der es bedarf, um ihre Forschung, Entwicklung und Umsetzung zu unterstützen. Abschließend werden verschiedene Modelle für die möglichen Interaktionen zwischen CO2-Märkten und CDRs vorgestellt. Diese Modelle werden mit möglichen politischen Zielen verglichen. Das Paper schließt mit einer Reihe von Themen, die weitere Forschung verdienen würden.