Diese Studie illustriert vier miteinander verknüpfte Wirkungsmechanismen im Kontext des Klima-Sicherheitsnexus mit Auswirkungen auf Lebensgrundlagen und Konflikte in Kenia. Anhand der Erarbeitung praxistauglicher Empfehlungen wird erörtert, wie das Welternährungsprogramm (WFP) Klimaanpassung und Resilienzbildung besser in seine Strategien, Programme und Projekte in Kenia integrieren kann, um zur Schaffung nachhaltiger Ernährungssysteme, Sicherheit und Frieden beizutragen.
Kenia erlebt zurzeit die sechste zu trockene Regenzeit in Folge und ist gleichzeitig mit den negativen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie weltweit steigender Lebensmittelpreise konfrontiert. In der Folge erodiert die Ernährungssicherheit. Die Vulnerabilität des Landes gegenüber klimabedingten Gefahren und Risiken - vor allem langanhaltenden Dürren, Hitzewellen sowie Überschwemmungen - ist über die letzten zwei Jahrzehnte angewachsen. Land- und weidewirtschaftliche Communities sind am stärksten betroffen: So haben die klimatischen Veränderungen zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktivität, Ernteverlusten sowie Schäden an lebenswichtiger Infrastruktur geführt. Hierdurch werden Lebensgrundlagen gefährdeter Communities in einem Maße beeinträchtigt, dass eine Bewältigung der Situation zunehmend unmöglich macht. In der Folge hat sich der Wettbewerb um land- und weidewirtschaftliche Ressourcen verschärft und damit einhergehend das Risiko von Konflikten sowie politischer Instabilität infolge von Ernährungssicherheit. Gleichzeitig gefährden die klimatischen Veränderungen auch die physische Sicherheit von Haushalten und Communities.
Diese kaskadierenden Klimasicherheitseffekte werden am deutlichsten in ariden und halbariden Gebieten (ASALs) sichtbar, die mehr als 80 % der Landesfläche ausmachen und in denen Ackerbau und Viehzucht die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren darstellen. Allein in den ASAL-Territorien sind infolge von fünf aufeinanderfolgenden zu trockenen Regenzeiten schätzungsweise 4,2 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen und benötigen dringend humanitäre Hilfe. Frauen und Kinder leiden besonders unter der Situation, da Wasserknappheit und akute Ernährungsunsicherheit auch mit einem erhöhten Risiko von sexueller Ausbeutung und geschlechtsspezifischer Gewalt einhergehen.
Seit mehr als 60 Jahren ist das Welternährungsprogramm (WFP) in den bedürftigsten Communities präsent, um lebensrettende Hilfe zu leisten und die Schaffung nachhaltiger sowie widerstandsfähiger Lebensgrundlagen zu fördern. In Kenia arbeitet das WFP an der Bekämpfung von Ernährungsunsicherheit und der Bewältigung von Klima- und Konfliktschocks. Besonders in den ASAL-Gebieten ist es stark vertreten und fördert dort in Zusammenarbeit mit den lokalen Communities den Aufbau klimaresilienter, nachhaltiger und integrativer Ernährungssysteme.
Dieser Bericht zielt darauf ab, risikobasiertes Planen zu erleichtern, Handlungsfähigkeiten gegenüber klima- und konfliktbedingten Gefährdungslagen zu erhöhen und die Qualität konkreter Gegenmaßnahmen zur Förderung von Resilienz und Frieden zu verbessern.