Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben den Auftrag zur Unabhängigkeit. Zugleich zeigt die Forschung, dass ihre Entscheidungen überproportional von mächtigen Mitgliedsstaaten beeinflusst werden. Unabhängigkeit gilt in der Fachliteratur als zentral für die Effektivität und Legitimität von internationalen Organisationen (IOs). Doch wir wissen nur wenig darüber, ob wichtige Gesprächspartner/-innen in nationalen Regierungen die internationalen Finanzinstitutionen als abhängige Akteure wahrnehmen, die tun, was ihre mächtigsten Mitgliedsstaaten ihnen auftragen, oder als unparteiische Ausführungsorgane. Um diese Wahrnehmungen besser zu verstehen, haben wir hochrangige Beamte aus mehr als 100 Ländern befragt, die hauptsächlich für vier Politikbereiche zuständig sind. Wir fanden deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung der Unabhängigkeit der IOs. Wie lassen sich diese erklären? Indem wir eine Argumentation selektiven Bewusstseins entwickeln, übertragen wir rationalistische und ideelle Perspektiven auf die Unabhängigkeit von IOs, um lokale Wahrnehmungen zu erklären. Mithilfe neuer Umfragedaten prüfen wir, ob Unterrepräsentation im Personal, Unterrepräsentation bei Abstimmungen, inhaltliche Übereinstimmung mit großen Teilhabern und überlappende wirtschaftspolitische Paradigmen mit der Wahrnehmung der Unabhängigkeit zusammenhängen. Wir fanden substanzielle Belege, dass gemeinsame politische Paradigmen die Wahrnehmung von Unabhängigkeit beeinflussen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass IOs die Wahrscheinlichkeit, von lokalen Akteur/-innen als unabhängig wahrgenommen zu werden, dadurch erhöhen können, dass sie ihre ideelle Kultur diversifizieren.