Diese Studie analysiert die energiewirtschaftlichen und -politischen Entwicklungen zum Thema Wasserstoff in den USA und entwickelt eine Agenda für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA in diesem Bereich.
Mit 12 bis 16 Prozent der weltweiten Erzeugung sind die USA nach China der zweitgrößte Produzent und Verbraucher von Wasserstoff. Ab 2021 betreiben die USA eine energie- und klimapolitische Kehrtwende: Präsident Biden ist dem Pariser Abkommen wieder beigetreten – der Stromsektor soll bis 2035 dekarbonisiert und bis 2050 klimaneutral werden. Der Fokus wird mehr als zuvor auf schwer zu dekarbonisierenden Sektoren und damit auch auf Wasserstoff gerichtet sein.
Wasserstoff und seine Potenziale in den USA
Mit ihren umfangreichen und kostengünstigen Solar- und Windenergieressourcen haben die USA hervorragende Voraussetzungen für die Grünwasserstoffproduktion. Die Studie zeigt, dass die USA durch den Einsatz eines Bruchteils ihres Erneuerbare-Energien-Potenzials ihren eigenen Energiebedarf vollständig decken und darüber hinaus erhebliche Mengen an grünem Wasserstoff in weniger gut ausgestattete Länder wie Deutschland exportieren könnten. Die USA verfügen aber auch über beste Bedingungen für die Produktion von grauem Wasserstoff, der aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird sowie blauem Wasserstoff, der mithilfe von fossiler Energie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung gewonnen wird.
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Wasserstoff kann Zielkonflikte zwischen Klimaschutz, Wirtschaftsinteressen und Außen- und Sicherheitspolitik auflösen
Langfristig bietet Grünwasserstoff den USA nicht nur die Aussicht auf eine klimaneutrale Versorgung von schwer zu dekarbonisierenden Sektoren, sondern auch auf großskalige, klimaneutrale Energieexporte. Diese Feststellung könnte helfen, den wahrgenommenen Zielkonflikt zwischen Klimaschutz, Wirtschaftsinteressen und Außen- und Sicherheitspolitik aufzulösen, und damit auch konservative Kreise für eine energiepolitisch progressive Agenda zu gewinnen. Da sich auch immer mehr potenzielle Importländer zur Klimaneutralität bekennen, verliert die Fortsetzung der Flüssigerdgas-Exportstrategie für die USA auf Dauer ohnehin an Plausibilität.
Energiedialog zwischen Deutschland und den USA
Weichen für einen künftigen transatlantischen Grünwasserstoffhandel stellen
Die Erkenntnis des eigenen Grünwasserstoffexportpotenzials hat sich in den USA noch nicht etabliert. An der Beschleunigung dieses Erkenntnisprozesses könnte Deutschlands energiepolitischer Dialog mit den USA ansetzen. Denn der deutsch-amerikanischen Beziehung bietet Grünwasserstoff die Möglichkeit, einen klimapolitisch tragfähigen Diskurs über den transatlantischen Energiehandel zu führen. Statt über wirtschaftlich und klimapolitisch fragwürdige Importterminals für Flüssigerdgas zu reden, könnten beide Länder die Weichen für einen künftigen transatlantischen Grünwasserstoffhandel stellen.
Auf Erdgasimporte verzichten und den Ausbau von erneuerbaren Energien intensivieren
Deutschlands will Klimaneutralität durch Energieeffizienz, Suffizienz, erneuerbare Energien und Grünwasserstoff erreichen. Langfristig wird Deutschland damit vollständig auf Erdgasimporte verzichten. Deutschland (und die EU) könnte seine Vision konkretisieren und für die USA greifbarer machen. So könnte Deutschland der in den USA parteiübergreifend verbreiteten Kritik an Nord Stream 2 konstruktiv und nachhaltig begegnen. Diese Aussicht würde auch einen zusätzlichen Anreiz für die USA schaffen, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu intensivieren und die eigene Emissionsintensität schneller zu reduzieren. Denn für Deutschland wären Grünwasserstoffimporte aus Ländern und Regionen mit emissionsintensiven Energiesystemen in der Übergangsphase vielleicht denkbar, aber auf Dauer klimapolitisch nicht sinnvoll.
Kooperationsmöglichkeiten für Deutschland und die USA
Neben dem außenpolitischen Diskurs bieten sich viele Chancen für Kooperationen zwischen Deutschland und den USA im Bereich Wasserstoff:
Zusammenarbeit bei der Skalierung der Technologiemärkte
gemeinsame Entwicklung und Erprobung von Technologien für den Schifftransport
Koordination von Forschungsvorhaben
Machbarkeitsstudien zur Wertschöpfungskette
Konzepte für Wasserstoff-Export-Hubs und
Austausch zur Weiterentwicklung von technischen Standards und Zertifizierungsverfahren.
Mehr zu Wasserstoff in den USA, zu den Potenzialen, Diskursen, der Politik und den transatlantischen Kooperationsmöglichkeiten finden Sie in der Studie.