Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen zu schützen: Hecken, Bäume, Rasenstreifen, Wasserläufe und -kanäle, Brachen, extensives Acker- und Grünland. Wie hoch die positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt tatsächlich sind, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Das vorliegende Policy Briefing enthält Empfehlungen dazu, wie viel grüne und blaue Infrastruktur mindestens nötig ist, damit sich positive Effekte für die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen ergeben, und zeigt auf, wie dies im Zuge der Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) umgesetzt werden kann.
Die Artenvielfalt ist weltweit in Gefahr. In den vergangenen Jahrzehnten hat vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft das Artensterben beschleunigt; die biologische Vielfalt in landwirtschaftlich genutzten Flächen nimmt noch schneller ab als in anderen Landschaftsarten.
Die Anzahl von Feldvögeln zum Beispiel hat zwischen 1980 und 2016 um 57 Prozent abgenommen.
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Das Projekt BIOGEA – Biodiversitätsgewinn der Europäischen Landwirtschaft durch GAP-Greening
Im BIOGEA-Projekt wurde untersucht, wie grüne und blaue Infrastruktur die landschaftliche Komplexität auf unterschiedliche Art und Weise erhöht und damit die Artenvielfalt fördert. Die meiste grüne und blaue Infrastruktur zeigte Potenzial in Bezug auf den Schutz der Artenvielfalt. Allerdings hängt ihre Wirkung stark von den jeweiligen Fallstudiengebieten und Anbaumethoden ab.
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ist zentral beim Europäischen Grünen Deal. Sie ist eine wesentliche Finanzierungsquelle für die ehrgeizige Biodiversitätsstrategie 2030.
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BIOGEA – Biodiversitätsgewinn der Europäischen Landwirtschaft durch GAP-Greening
Die wichtigsten Ergebnisse: So kann grüne und blaue Infrastruktur mithilfe der GAP gefördert werden
Im Projekt zeigte sich, dass auf allen landwirtschaftlich genutzten Flächen ein Mindestmaß an grüner und blauer Infrastruktur gewährleistet sein muss, um die Artenvielfalt effektiv zu schützen. Wichtig ist, dass die ökologischen Ziele zur Aufrechterhaltung und Ausweitung grüner und blauer Infrastruktur im Landschaftsmaßstab erfolgen und so zu einer größeren Vielfalt beitragen. Den größten Nutzen bringt eine zusätzliche grüne und blaue Infrastruktur dann, wenn sie in Landschaften mit mittlerer Anbauintensität eingesetzt wird. Bei Flächen mit extensiver Bewirtschaftung empfiehlt es sich, bestehende grüne und blaue Infrastruktur beizubehalten. Bei Flächen mit intensiver Bewirtschaftung sind stärker zielgerichtete Maßnahmen erforderlich; grüne und blaue Infrastruktur muss wieder geschaffen und regeneriert werden, um einen signifikanten Nutzen für die Artenvielfalt zu erzielen.
Es gab einige Bemühungen, die GAP biodiversitätsfreundlicher zu gestalten. Zum Beispiel verpflichtet das sogenannte „Greening“ seit der letzten Reform die meisten Landwirte dazu, grundlegende Umweltmaßnahmen durchzuführen. Dennoch zeigten sich in den Fallstudiengebieten wenig positive Änderungen in Bezug auf die Diversität von Landschaften. Bei der Auswahl von Umweltmaßnahmen entschieden sich die meisten Landwirte für die Maßnahmen, die ihre bisherige landwirtschaftliche Methode am wenigsten beeinträchtigten. Die Empfehlungen, die sie bisher erhalten, führen nicht dazu, dass sie Maßnahmen umsetzen, die für grüne und blaue Infrastruktur relevant wären. Außerdem reicht das Monitoring, das die Europäischen Staaten durchführen müssen, nicht aus, um die Wirkung landwirtschaftlicher Strategien zu messen.
Aus den Ergebnissen abgeleitete Empfehlungen
Mindestens 10 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche eines Betriebes sollte ökologisch hochwirksame grüne und blaue Infrastruktur sein.
Die Projektergebnisse bestätigen bereits vorhandene Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass es sich bei diesem Wert um eine Mindestanforderung handelt; bei weniger als 10 Prozent der Fläche sind keine positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt zu erwarten. Außerdem sollten Landwirte gezieltere und auf ihren Betrieb abgestimmte Empfehlungen erhalten. In den Empfehlungen sollten die positiven Auswirkungen bestimmter Maßnahmen auf die Artenvielfalt erklärt werden. Ein ausreichendes Monitoring, das dazu dient, die Wirkung grüner und blauer Infrastruktur auf die Artenvielfalt zu bewerten, sollte Voraussetzung sein, um landwirtschaftliche Gelder zu erhalten.
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CAP4GI: Hebel und Potenziale in der gemeinsamen Agrarpolitik für eine bessere Unterstützung von grüner Infrastruktur, Biodiversität und Ökosystemleistungen
Am Ende der Projektlaufzeit wurden die Empfehlungen des Policy Briefs vor dem Europäischen Parlament vorgestellt; sie waren Teil der Informationsgrundlage für das landwirtschaftliche Ziel in der EU-Strategie für biologische Vielfalt bis 2030. Die Strategie besagt, dass 10 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in der EU eine hohe landschaftliche Diversität aufweisen müssen. Die EU-Mitgliedstaaten müssen dieses Ziel bei der Umsetzung der Umweltschutzmaßnahmen der GAP erfüllen. Die Projektergebnisse sind daher für ihre Arbeit auch weiterhin von höchster Relevanz.
Dieses Ziel muss auch in Deutschland umgesetzt werden. Die Zukunftskommission Landwirtschaft der Bundesregierung hat das 10-Prozent-Ziel bereits in ihren Empfehlungen übernommen. Diese Empfehlungen werden deutsche Entscheidungsträgerinnern und Entscheidungsträger wiederum im sogenannten „GAP-Strategieplan" berücksichtigen müssen. Darin wird festgelegt, wie die GAP im nächsten Förderzeitraum umgesetzt werden soll. Die Frage, in welchem Maße grüne und blaue Infrastruktur bei der Entwicklung und Umsetzung politischer Strategien berücksichtigt wird, wird entscheidend dafür sein, ob die Biodiversitäts-Ziele für 2030 in Deutschland und Europa eingehalten werden können.
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CAP4GI: Hebel und Potenziale in der gemeinsamen Agrarpolitik für eine bessere Unterstützung von grüner Infrastruktur, Biodiversität und Ökosystemleistungen
adelphi baut die Erkenntnisse aus dem Projekt BIOGEA derzeit im Projekt CAP4GI weiter aus. CAP4GI untersucht, wie Landwirtinnen und Landwirte bei der Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen in Deutschland unterstützt werden können.