20 Jahre Erfahrung mit der Energiewende in Deutschland halten wertvolle Lektionen bereit - Erfolgsrezepte, aber auch Fehler, die andere Länder vermeiden können. Diese Studie geht den besten Lösungen für eine breite Akzeptanz von Onshore- und Offshore-Windenergieanlagen in Südkorea auf den Grund, indem sie das politische Vorgehen in Deutschland und die dortigen Erfahrungen mit der Akzeptanz von Windkraftprojekten in der Öffentlichkeit als Benchmark nutzt. Die Studie basiert auf Literaturrecherche und Experteninterviews mit Projektentwickler/-innen, Vertreter/-innen von Städten und Gemeinden und zivilgesellschaftlichen Interessengruppen. Öffentliche Akzeptanz kann durch finanzielle Beteiligung und und durch den Einbezug der Öffentlichkeit im Planungsprozess erzeugt werden. Der Interview-Fragebogen konzentrierte sich deshalb auf verschiedene Elemente der finanziellen und öffentlichen Beteiligung. Insgesamt wurden elf Fallstudien entwickelt, von denen jede spezifische Lektionen bietet. Auf Grundlage der best practices und der gelernten Lektionen wurden zwölf Politikempfehlungen entwickelt, um die öffentliche Akzeptanz von Onshore- und Offshore-Windenergieanlagen in Südkorea zu verbessern.
Erstens sollten Bürgerinnen und Bürger im Rahmen eines umfassenden Prozesses der öffentlichen Beteiligung so früh, so inklusiv und so transparent wie möglich eingebunden werden. Zweitens sollten die Städte und Gemeinden die Vorteile der Windenergie für ihre Einwohner/-innen und die lokale Wertschöpfung aktiv kommunizieren. Um die Akzeptanz zu erhöhen, sollten die Steuereinnahmen aus der Windkraft nicht Teil des allgemeinen kommunalen Haushalts werden, sondern für die Bürger und Bürgerinnen gut sichtbar investiert werden. Drittens hilft eine aktive finanzielle Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen, um die öffentliche Akzeptanz zu erhöhen. Das kann verschiedene Formen annehmen: die häufigste ist eine Energiekooperative, wie sie bereits vielerorts in Deutschland und Korea genutzt wird.
Viertens können Windparks in der lokalen Gemeinde Gewinner/-innen und Verlierer/-innen erzeugen. Die Projekte sollten Elemente der Verteilungsgerechtigkeit enthalten, wie etwa eine Umverteilung von Pachteinnahmen. Fünftens kann die Herkunft des Projektentwickelnden entscheidend sein. In allen untersuchten Fällen, in denen der*die Projektentwickelnde im betroffenen Ort ansässig war, bestätigten Interviews und Literaturrecherche einen positiven Effekt auf die öffentliche Akzeptanz. Sechstens können Lokalpolitiker/-innen, die von dem Projekt überzeugt sind und es öffentlich befürworten, die Akzeptanz erhöhen.
Siebtens muss der politische und regulatorische Rahmen für die Windenergieentwicklung attraktiv sein und sollte die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Windprojekten unterstützen. Achtens müssen die Projekte sorgfältig geplant werden. Gute Projekt- und Raumplanung senkt das Risiko juristischer Konflikte und erhöht die Akzeptanz. Neuntens sollten die Projektentwickelnden die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger bezüglich möglicher Umweltauswirkungen ernst nehmen und stets offen und transparent kommunizieren.
Zehntens sollten Offshore-Windkraftanlagen wenn möglich mit Abstand zur Küste gebaut werden; das macht die Akzeptanz weniger problematisch. Elftens können Fehlinformationen die Akzeptanz von Windprojekten erheblich bedrohen. Dem sollte mit Informationskampagnen und eindeutigen Verpflichtungen begegnet werden. Und schließlich sollte betont werden, wie wichtig ein bestimmtes Windenergieprojekt für die gesamte Energiewende und den Klimaschutz ist. Die Bevölkerung ist gegenüber der Energiewende selbst oft sehr aufgeschlossen, was im Kontext eines lokalen Projekts jedoch untergehen kann.