Indien steht kurz vor dem Sprung zum bevölkerungsreichsten Land der Welt. Der aktuelle dynamische Wirtschaftsaufschwung, mit einer jährlichen Wachstumsrate von sieben Prozent, lässt die indische Mittelschicht wachsen und die allgemeine Lebensqualität steigen. Mit dem erhöhten Produktions- und Verbrauchsaufkommen steigen jedoch auch die Umweltbelastung und die Anforderungen an die nationale Abfallwirtschaft. Allein der inländische Plastikverbrauch ist von 1990 bis 2018 um das zwanzigfache gestiegen. Dementsprechend hat der Plastikabfall in Städten in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Die indische Regierung stellt sich diesen Herausforderungen zunehmend und hat mittlerweile einen nachhaltigen Umgang mit Abfall zu einer nationalen Priorität erhoben. Dies spiegelt sich in einigen der Schritte wider, die die Regierung in den letzten Jahren eingeleitet hat, zum Beispiel einem Verbot von sogenannten „Single-Use“-Kunststoffprodukten, die bis 2022 in ganz Indien nicht mehr verfügbar seien sollen.
Das Projekt „National Assessment on Plastic Waste Management (PWM) in Indian Cities“ trug dazu bei, ein ganzheitliches Bild des Plastikabfallsektors zu schaffen. Das Projekt wurde von der Weltbank finanziert und hat eine umfassende Analyse der Rahmenbedingungen des nationalen, regionalen und kommunalen Managements von Plastikabfall ausgearbeitet. Indem bestehende, sektorenbezogene Richtlinien und Verordnungen untersucht wurden, gewann das Projekt einen holistischen Einblick in die Leitungsstrukturen der Abfallwirtschaft. Dabei wurden die einzelnen Prozessschritte des Plastiklebenszyklus genauer analysiert, von der Fertigung zur Plastikabfallerzeugung bis zur Wiederverwertung und Verarbeitung, sowie die unsachgemäße oder mangelhafte Handhabung von Kunststoffabfällen in Indien. Zusätzlich wurden innerhalb des Projektes Best-Practice-Konzepte für politische Leitansätze, institutionelle Strategien, technologische Vorgehensweisen und Finanzierungsmöglichkeiten ausgearbeitet. Dabei wurden die indischen Rahmenbedingungen und Kontexte mit einbezogen. Diese Konzepte sollten unsachgemäße Praktiken im Kunststoffabfallsektor unterbinden und Indiens Beitrag zur Plastikverschmutzung der Meere substantiell verringern.
adelphi leitete eine Gruppe spezialisierter Partnerorganisationen, darunter das Energy and Resource Institute India (TERI), BlackForest Solutions (BFS) und Cambridge Econometrics. Als leitende Organisation befasste sich adephi mit der Koordination, Begleit- und Implementierungsmaßnahmen sowie der Qualitätssicherung der erbrachten Ergebnisse innerhalb des Projekts. Zusätzlich stellte adelphi federführend die Bewertung der politischen, institutionellen und regulatorischen Rahmenbedingungen bereit, aufbauend auf Erfahrungen in vorhergehenden Projekten in der Abfallwirtschaft. Darüber hinaus wirkte adelphi, auf Basis der über die Jahre angesammelten Expertise darin relevante umweltpolitische Instrumente – wie zum Beispiel die Extended Producer Responsibility – zu konzeptualisieren, maßgeblich daran mit, Empfehlungen zu einer Umsetzungsstruktur abzuleiten.