Trifft man in der Standardökonomik Aussagen darüber, wie sich Individuen verhalten werden, wird das prognostizierte Verhalten stets aus einer übergeordneten Theorie abgeleitet. Diese neoklassische Theorie nimmt an, dass Akteure jederzeit rational und nutzenmaximierend handeln. Auch wenn diese vereinfachenden Annahmen in vielen Bereichen zu einem deutlichen Erkenntniszuwachs geführt haben, zeigen Beobachtungen aus der Psychologie, Soziologie und der Verhaltensökonomik, dass Individuen häufig nicht rational handeln. Empirische Befunde legen nahe, dass Akteure sich z.B. bei Entscheidungen von einfachen Faustregeln statt von kalkuliertem Erwartungsnutzen leiten lassen. Da zahlreiche umweltpolitische Instrumente die Besonderheiten menschlichen Handelns unberücksichtigt lassen, kann ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge zu einer Optimierung der Instrumente beitragen.
In diesem Projekt hat adelphi mit Hilfe verschiedener Experimente geprüft, wie umweltpolitische Instrumente unter Einbezug verhaltensökonomischer Erkenntnisse weiterentwickelt werden können. In Zusammenarbeit mit Deutschlands zweitgrößtem Elektronikfachmarkt testete adelphi beispielsweise, inwiefern sich eine Auszeichnung jährlich entstehender Betriebskosten großer Haushaltsgeräte positiv auf den Verkauf besonders energieeffizienter Ware auswirkt. Parallel dazu hat der Projektpartner Universität Kassel in einem Laborversuch mit den Städtischen Werken Kassel geprüft, welche zusätzlichen Informationen auf der Stromrechnung – etwa zum Durchschnittsverbrauch in der Nachbarschaft – Individuen zur aktiven Reduzierung ihres Energieverbrauchs motivieren. Die Resultate der Experimente sind in Empfehlungen eingeflossen, wie verhaltensökonomische Erkenntnisse zu einer Verbreitung nachhaltiger Konsummuster beitragen können.