Führen die langfristigen Folgen des Klimawandels zu geostrategischen Risiken? Welche Handlungsspielräume ergeben sich in diesem Kontext für die deutsche und europäische Außenpolitik? Wie können außenpolitische Perspektiven den Prozess der globalen Klimaverhandlungen sinnvoll ergänzen? Und wie können außenpolitische Initiativen die Verhandlungen eines ambitionierten globalen Klimaabkommens fördern? adelphi hat diese Fragen in einem vom Auswärtigen Amt geförderten Vorhaben aufgegriffen, geostrategische Risiken des Klimawandels identifiziert und konkrete Handlungsansätze für außenpolitische Akteure erarbeitet. Regionale Schwerpunkte des Vorhabens waren Südostasien und die pazifischen Inselstaaten.
In beiden Regionen erfolgten regionale Konsultationen mit politischen Entscheidungsträgern über Klimarisiken und außenpolitische Ansätze, die Maßnahmen zu Minderung und Anpassung ergänzen. Gemeinsam mit Vertretern der Außenministerien einzelner südostasiatischer Staaten sowie regionalen Think-Tanks wurden Extremwetterereignisse, die Vulnerabilität von Küstenregionen und der schnell wachsende Energie- und Ressourcenverbrauch als zentrale, regionale, klimapolitische Herausforderungen identifiziert.
Im Rahmen des ASEAN Regional Forums sollte der begonnene Diskussionsprozess mit politischen Entscheidungsträgern und Experten im asiatisch-pazifischen Raum fortgesetzt werden. Für das Small Island Development Forum der Vereinten Nationen im September 2014 in Apia, Samoa veranstaltete adelphi mit regionalen Partnern ein Side-Event zu geostrategischen Implikationen der Klimarisiken im Pazifik.
Der Meeresspiegelanstieg bedroht niedrig gelegene Inselstaaten durch verheerendere Sturmkatastrophen, Versalzung von Süßwasserressourcen bis hin zur Überflutung des Staatgebietes. Gleichzeitig steht diese Region im Fokus globaler und regionaler Gestaltungsmächte, die sich in dieser Region zunehmend politisch, strategisch und wirtschaftlich engagieren.
Thematische Schwerpunkte des Vorhabens waren Fragen der internationalen Zusammenarbeit in grenzüberschreitenden Flussgebieten sowie die Herausforderungen, welche sich aus Klimarisiken und fortschreitender Urbanisierung sowie im Umgang mit Städtenetzwerken als neue substaatliche Akteure ergeben. Ein Politikpapier international renommierter Wissenschaftler und Politikberater zur Rolle der Außenpolitik in internationalen Flussgebieten wurde auf der Stockholm World Water Week im September 2014 vorgestellt und mit außenpolitischen Akteuren diskutiert. In dem Politikpapier werden Vorschläge erarbeitet, wie außenpolitische Instrumente dazu beitragen können, Konfliktpotentiale zu entschärfen und Kooperationen im Wasserbereich auf andere Politikfelder auszuweiten.
Die außenpolitischen Herausforderungen zunehmender Urbanisierung wurden im Rahmen von Expertenkonsultationen erarbeitet und Ende 2014 in einem ersten Bericht vorgelegt . adelphi entwickelte außerdem ein interaktives Informationsportal, das einen weltweiten Überblick über Konflikte mit Bezug zu Klimawandel und natürlichen Ressourcen ermöglicht. Die zugrunde liegende Datenbank erlaubt Interessenten, sich zu einzelnen Konflikten genauer zu informieren, wie auch nach bestimmten Konfliktursachen, Konfliktdynamiken und Kontextfaktoren zu suchen und diese systematisch zu vergleichen. Darüber hinaus stellt sie Informationen zu erfolgreichen Ansätzen der Konfliktbearbeitung bereit.
Das Thema Klimarisiken und ihre geostrategische Bedeutung illustrierte adelphi in einer Ausstellung, die 2014 in Berlin, Peking, Suzhou, Lanzhou, Quito, New York und im pazifischen Raum gezeigt wird. Diese Ausstellung vermittelte einer breiteren Öffentlichkeit die komplexen Zusammenhänge zwischen Klimawandel und geostrategischen Herausforderungen. Podiumsdiskussionen und begleitende Bildungsveranstaltungen ergänzen die Ausstellungen.
Zentrale Themen der Klimaverhandlungen wurden für Botschaften in den Schwerpunktregionen in gezielten Briefings, Interessen und Initiativen der deutschen Klima- und Außenpolitik wiederum in Beiträgen in Fach- und Publikumszeitschriften aufbereitet. Die Projektergebnisse sowie Experteninterviews wurden regelmäßig auf der Informationsplattform Climate Diplomacy sowie in einem Newsletter veröffentlicht.