Weltweit und mit wachsender Intensität verändern menschliche Eingriffe den Stickstoffkreislauf. In Deutschland werden jährlich ca. 4,2 Millionen Tonnen reaktiver Stickstoff freigesetzt – das meiste davon in der Landwirtschaft. Aber auch Industrie, Energiewirtschaft, Verkehr und Haushalte tragen zu den Stickstoffemissionen bei. Erhebliche negative Auswirkungen auf den Klimawandel, die Biodiversität und die menschliche Gesundheit sind die Folge. Die Umweltpolitik adressiert bestimmte Aspekte des Stickstoffproblems im Rahmen einzelner Regelungen, doch eine ganzheitliche Sichtweise auf die Problematik fehlt bisher. In der Koordinierung der verschiedenen Regelungen steckt daher ein großes Potenzial. Zusätzlich müssen jedoch auch die bestehenden Maßnahmen und Instrumente ausgeweitet und ergänzt werden, da sie die Stickstoffemissionen bisher nicht in ausreichendem Maße senken.
Das Projekt begleitete die strategischen Aktivitäten des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zur Erarbeitung einer ressortübergreifenden Strategie zur Lösung der Stickstoffproblematik wissenschaftlich. Hierzu wurden zunächst die bestehenden rechtlichen Regelungen zusammengestellt und bewertet. Hierauf aufbauend wurden ergänzende Maßnahmen und Instrumente zur Stickstoffminderung hinsichtlich ihrer Kohärenz, Wirksamkeit, Akzeptanz, Durchsetzbarkeit und weiterer ökonomischer Kriterien bewertet. Anschließend wurde ein Konzept zur volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Analyse erarbeitet, Kostensätze für stickstoffbezogene Umweltwirkungen ermittelt und im Rahmen einer vereinfachten Abschätzung Kosten und Nutzen der Stickstoffproblematik eingeschätzt. Auf dieser Grundlage wird ein Aktionsprogramm Stickstoffstrategie erarbeitet.
Das Projekt wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) von adelphi in Kooperation mit INFRAS und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) durchgeführt. Als Projektleitung sorgte adelphi für die Verzahnung der Aktivitäten und Koordination der Projektpartner sowie die Organisation und Durchführung verschiedener Dialogformate. Darüber hinaus sammelte und bewertete adelphi Instrumente und Maßnahmen zur Stickstoffreduktion und führte im Rahmen der Kosten-Nutzen-Analyse u.a. ein Choice-Experiment zur ökonomischen Bewertung ausgewählter Umweltschäden durch reaktiven Stickstoff durch.