Nachdem die internationale Gemeinschaft für nachhaltige Entwicklung mit dem Pariser Abkommen und der Agenda 2030 zwei wichtige Erfolge feierte, sollen sich die Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) auf der 15. Vertragsstaatenkonferenz (COP15) 2020 auf einen globalen Rahmen für die biologische Vielfalt einigen. Die bisherigen internationalen Ziele für Biodiversität wurden verfehlt. Im Gegensatz zur internationalen Klimapolitik gibt es bisher nicht den nötigen politischen Willen um die schwerwiegenden sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Risiken, die mit dem globalen Artensterben verbunden sind, überzeugend anzugehen.
Während multilaterale Ansätze es weitgehend versäumt haben, den beispiellosen Verlust der biologischen Vielfalt abzufedern, gibt es eine Vielzahl von nicht-staatlichen Initiativen, die sich mit der Thematik beschäftigen. Im Vorfeld und als potenzieller Bestandteil des neuen globalen Rahmens für die biologische Vielfalt hat die CBD die "Sharm El Sheikh to Beijing Action Agenda for Nature and People" ins Leben gerufen, die darauf abzielt, nichtstaatliche Akteure stärker in die internationale Biodiversitätspolitik einzubinden. Durch eine stärkere Rolle und eine stärkere Sichtbarkeit der Beiträge nichtstaatlicher Akteure zielt die Aktionsagenda darauf ab, ähnliche Ansätze aus der internationalen Klimapolitik nachzuahmen (bspw. das NAZCA-Portal oder die Marrakesch-Partnerschaft für globale Klimaschutzmaßnahmen).
Die Anerkennung und stärkere Einbeziehung nichtstaatlicher Initiativen im Kontext des Multilateralismus spiegelt eine polyzentrische Wende oder einen Wechsel von einem regulatorischen zu einem "katalytischen" Governance-Modell wider. Eine Annäherung nichtstaatlicher Initiativen an die CBD könnte die internationale Biodiversitätspolitik neu beleben. Unter Anderem könnte der stärkere Einbezug nichtstaatlicher Akteure zur Entwicklung neuer Initiativen führen, innovative und experimentelle Politikansätze fördern, festgefahrene Situationen überwinden. Dies könnte es Ländern ermöglichen, ehrgeizigere Ziele für die biologische Vielfalt zu setzen, in dem Wissen, dass nichtstaatliche und subnationale Akteure ehrgeizigere Maßnahmen unterstützen.
Um dies zu erreichen und die Potenziale eines polyzentrischen Wandels in der Biodiversitätspolitik zu nutzen, brauchen wir ein besseres Verständnis dafür, wie vielversprechende internationale Kooperationsinitiativen zur Biodiversität funktionieren und welche Funktionen sie im Rahmen des Biodiversitätsregimes erfüllen. Dies kann Aufschluss darüber geben, wie nichtstaatliche Selbstverpflichtungen in die Aktions-Agenda und den Post-2020-Rahmen integriert werden können.
Dieses Projekt fasste die Ergebnisse von sechs Fallstudien über innovative Ansätze zur Steuerung der biologischen Vielfalt zusammen, um unser Verständnis für die Schlüsselelemente erfolgreicher internationaler Kooperationsinitiativen zu erweitern. Dabei wollten wir Einblicke geben, was dies für das post-2020 Rahmenwerk bedeuten könnte und wie produktive Verbindungen zwischen nicht-staatlichem und staatlichem Handeln auf internationaler Ebene aufgebaut werden können.