COP29: Klimasicherheit im Dienste des Menschen
toda.org, 19. November 2024 (in Englisch)
News vom 21. Mai 2024
Es muss wieder wesentlich mehr Biodiversität in EU-Agrarlandschaften geben. Dazu braucht es eine effiziente EU-Agrarumweltförderung. Gemeinsam mit Projektpartnern von „CAP4GI – GAP für vielfältige Landschaften“ erörtert adelphi research in Gesprächen mit Landwirt*innen in Baden-Württemberg und Thüringen Maßnahmen, Hindernisse und Lösungen.
Agrarlandschaften haben über die letzten Jahrzehnte einen dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt erlebt, gekennzeichnet durch den Verlust von Lebensräumen und den starken Rückgang vieler Pflanzen- und Tierarten. Einer der Haupttreiber dieser Entwicklung sind die Intensivierung der Landwirtschaft und der Verlust der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft, so dass viele Tier und Pflanzenarten keine geeigneten Lebensräume mehr finden. Jedoch bietet die Biodiversität in der Agrarlandschaft die Basis für wichtige Ökosystemleistungen wie Bestäubung, natürliche Schädlingskontrolle, Wasserregulation, Kohlenstoffbindung sowie die Bodenfruchtbarkeit. All diese Funktionen ermöglichen jedoch erst die landwirtschaftliche Produktion. Daher sind Erhalt und die Wiederherstellung vielfältiger Agrarlandschaften essentiell für unsere Ernährungssicherheit.
Das CAP4GI-Projekt (Common Agricultural Policy for Green Infrastructure) analysiert die Entscheidungen von Landwirt*innen: Welche Maßnahmen setzen sie um und welche nicht und warum? Welche Hindernisse treten bei der Umsetzung auf? Zur Erörterung dieser Fragen setzt das Projekt sozio-ökonomische Analysen und innovative sozial-ökologische Modellierung ein. Außerdem findet in sechs Regionen in Baden-Württemberg und Thüringen ein Austausch mit Landwirt*innen und weiteren Akteuren über mögliche Lösungsansätze statt.
Ziel des Projektes ist es, Vorschläge für die Gestaltung der Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) zu entwickeln, so dass diese ökologisch effektiver und attraktiver für die landwirtschaftlichen Betriebe wird, damit Landwirt*innen einen effektiven Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität in der Kulturlandschaft leisten können. Die Projektpartner sind adelphi research, Bodensee-Stiftung, Deutscher Naturschutzring (DNR), Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung(iDiv), Universität Rostock und Wildtierland Hainich.
In den vergangenen zwei Jahren hat adelphi research mit seinen Projektpartnern in Austauschplattformen mit Landwirt*innen in Baden-Württemberg und Thüringen genau diese Hemmnisse identifiziert und Lösungsvorschläge zu Steigerung der Attraktivität von Umweltmaßnahmen erarbeitet. Unter dem Titel „Potenziale der GAP für mehr Biodiversität nutzen: Impulse aus der Praxis in Thüringen und Baden-Württemberg“ ist nun ein Policy Brief entstanden, in dem erste aus dem Austausch gewonnene Erkenntnisse veröffentlicht wurden. Die Publikation vermittelt Verbesserungsvorschläge zur Gestaltung von Umweltmaßnahmen in der EU-Agrarförderung und richtet sich vor allem an Entscheidungstragende.
Die „zu geringe Vergütung von Maßnahmen“, „übermäßige Bürokratie“ und „mangelnde Flexibilität der Maßnahmen sowie ein als hoch wahrgenommenes Sanktionsrisiko“ wurden als zentrale Hindernisse identifiziert. Trotz der langjährigen Bekanntheit und Untersuchung dieser Barrieren wird die bisherige politische Arbeit zur Überwindung als unzureichend eingeschätzt.
In den Gesprächen bevorzugten Landwirt*innen die Idee einer Gemeinwohlprämie als mögliche Weiterentwicklung der GAP. Auch beratungsbasierte Systeme stießen auf Zustimmung. Hingegen erhielten kollektive Modelle zur betriebsübergreifenden Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen nur wenig Unterstützung.
Die Projektpartner betonen, dass die aktuell von der Politik geplanten Abschwächungen von Mindestanforderungen in der GAP falsche Antworten liefere, indem sie weder Planungs- und Einkommenssicherheit für die Betriebe verbessern noch das Bürokratieproblem lösen. Anstatt Umweltstandards abzusenken, sollte die gezielte, vereinfachte und einkommenswirksame Honorierung von Umweltleistungen gestärkt werden. Sie empfehlen eine Erhöhung des Budgets für Öko-Regelungen und die Maßnahmen der 2. Säule, eine Erweiterung des Angebots vor allem von Öko-Regelungen, die Einführung eines steigenden Bonus für die mehrjährige Durchführung von Maßnahmen wie Blühstreifen auf derselben Fläche sowie den Abbau von Verwaltungshemmnissen und die Verbesserung des Zugangs zu Informationen und Beratung.
Das Policy Brief und seine Empfehlungen wurden am 14. Mai im Rahmen einer parlamentarischen Veranstaltung Abgeordneten des Bundestages sowie Vertreter*innen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgestellt.