Worauf wir bei der COP29 achten sollten
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News vom 08. Juni 2015
Im Fokus der Untersuchung standen drei Szenarien für global konvergierende Kohlenstoffpreise. Alle drei verknüpfen unterschiedliche Klimaschutzinstrumente miteinander und verstärken so die Vorteile von Kohlenstoffpreisen. Doch nur ein Weg hat sich als kosteneffektiv und politisch machbar erwiesen.
Mit Beginn des Jahres 2015 regulieren bereits 40 Staaten und mehr als 20 subnationale Entitäten auf fünf Kontinenten ihre Kohlenstoffemissionen über Marktmechanismen. Mittlerweile beläuft sich deren Marktwert auf insgesamt fast 50 Milliarden US-Dollar (etwa 45 Milliarden Euro). Die Erfahrung zeigt, dass marktbasierte Instrumente wie Emissionshandelssysteme (EHS) oder Kohlenstoffsteuern kosteneffektiven Klimaschutz ermöglichen und Emittenten besondere Flexibilität bieten. Darüber hinaus setzen Kohlenstoffpreise "Anreize für eine kohlenstoffarme Transformation", wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident François Hollande im Rahmen des Petersberger Klimadialogs im Mai 2015 betonten.
Beim jüngsten Business & Climate Summit in Paris bestätigten auch führende Wirtschaftsvertreter den Bedarf nach "robusten und effektiven Mechanismen zur Kohlenstoffpreisbildung", um "Investitionen zu stimulieren und das Verhalten von Konsumenten in die Richtung von kohlenstoffarmen Lösungen zu steuern". Der für 2016 erwartete Start eines nationalen Emissionshandelssystems (EHS) in China verdeutlicht den fortschreitenden globalen Trend hin zur Einführung von Kohlenstoffpreisen. Gleichzeitig erscheint es aber angesichts einer zunehmenden Bottom-Up-Dynamik im internationalen Klimaschutz unwahrscheinlich, dass der Weg zu einem globalen Kohlenstoffmarkt durch ein umfassendes internationales Abkommen geebnet werden kann. Umso bedeutsamer wird daher die Verknüpfung verschiedener nationaler und regionaler EHS.
Im Rahmen des diesjährigen G7-Gipfels greift ein neuer Bericht genau diese Dynamik auf. "Towards a global price on carbon: Pathways for linking carbon pricing instruments" analysiert verschiedene Möglichkeiten zur Verknüpfung unterschiedlicher Steuerungsinstrumente wie Emissionshandelssysteme, Kohlenstoffsteuern oder regulative Systeme, und untersucht wie solche Prozesse zu einem globalen Kohlenstoffpreis führen können. Der Bericht wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) in Auftrag gegeben und unterstützt die politische Diskussion innerhalb der G7 zu globalen Kohlenstoffmärkten und -preisen.
Im Zentrum des Berichts steht die Analyse dreier verschiedener Szenarien für global konvergierende Kohlenstoffpreise: (1) ein Szenario untereinander verknüpfter EHS; (2) ein Szenario, in dem Emissionshandelssysteme mit Kohlenstoffsteuern verknüpft werden; (3) sowie ein Szenario, in dem EHS und Kohlenstoffsteuern koexistieren und mit regulativen Systemen zusammenwirken.
Die Untersuchung zeigt: Von allen drei Szenarien ist die Verknüpfung von Emissionshandelssystemen die kosteneffektivste Option, da sie die größte Anzahl an Reduktionsmöglichkeiten erschließt. Darüber hinaus ist dies das einzige Szenario, mit dem ein einheitlicher globaler Kohlenstoffpreis geschaffen und damit das Risiko von Produktionsverlagerungen ins Ausland aufgrund steigender Kosten durch Emissionshandel (Carbon Leakage) verringert werden kann. Ein politisch deutlich komplexeres Szenario ist die Verknüpfung von Emissionshandelssystemen mit Kohlenstoffsteuern. Hier müssen nicht nur Ausgestaltungsmerkmale beider Instrumente harmonisiert, sondern im politischen Verhandlungsprozess auch eine einheitliche Preisspanne festgelegt werden. Eine Verlinkung von (marktbasierten) Emissionshandelssystemen mit regulativen Systemen stellt eine noch größere politische Herausforderung dar und sollte besser in einen breiteren Dialog zu Klimaschutzzielen integriert werden.
Insgesamt können letztlich alle drei Szenarien dazu beitragen, die Kosteneffizienz zu erhöhen und das Carbon Leakage-Risiko zu verringern – selbst wenn dabei sehr heterogene Systeme miteinander verknüpft werden. Darüber hinaus senkt die Verknüpfung die Kosten für Emissionseinsparungen, schafft gleiche Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen und erweitert damit den Spielraum für ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen.
"Towards a global price on carbon" schließt mit Empfehlungen an die G7-Mitgliedstaaten, die bereits im Rahmen eines Workshops der G7-Generaldirektoren für Klimaschutz im April 2015 in Berlin diskutiert wurden. Demnach sollten die G7-Mitglieder in ihren Ländern weiterhin die Einführung von Kohlenstoffpreisen fördern und, falls angemessen, regionale Ansätze auf nationales Niveau anheben. Darüber hinaus regen die Autoren die Schaffung einer auf freiwilliger Teilnahme basierenden Plattform für G7-Mitgliedstaaten und andere bedeutende Emittenten an. Eine solche Plattform könnte als angemessenes Forum für die Initiierung einer hochrangigen strategischen Diskussion zu diesen Themen dienen und auf der technischen Arbeit der International Carbon Action Partnership (ICAP) und anderen Initiativen aufbauen.
Schließlich unterstreicht der Bericht die Wichtigkeit der Klimaverhandlungen im Dezember 2015 in Paris drängt auf ein neues Abkommen, das Kohlenstoffmärkten eine wichtige Rolle in kosten-effektiven Anstrengungen zum Klimaschutz und deren potentieller Verlinkung zugesteht.
» Publikation: Towards a global price on carbon: Pathways for linking carbon pricing instruments