Nach Baku - die COP braucht endlich wieder ein Heimspiel
Kommentar von Dennis Tänzler
News vom 08. Dez. 2021
Wie kann Deutschlands künftiger Bedarf an Wasserstoff gesichert werden? Eine neue Studie analysiert, wie sich die Energieimportrisiken auf dem Weg zur Klimaneutralität entwickeln, und entwirft überwiegend kooperative Strategien zur H2-Importsicherung.
Ein breiter Konsens besteht: Für das Ziel der Klimaneutralität führt für Deutschland und die EU kein Weg an erheblichen Mengen importierten Wasserstoffs und seinen Folgeprodukten vorbei. Damit entstehen neben neuen Kooperationsmöglichkeiten und Handlungsspielräumen auch neue Risiken und Vulnerabilitäten, erst für einzelne Industrien, später auch für die gesamte Gesellschaft.
An der Analyse „Wasserstoffimportsicherheit für Deutschland – Zeitliche Entwicklung, Risiken und Strategien auf dem Weg zur Klimaneutralität“ haben adelphis Raffaele Piria, Senior Advisor und Co-Lead Energy, als Hauptautor und Jens Honnen, Analyst im Bereich Energiepolitik, als einer der Co-Autoren federführend mitgewirkt. Die Studie wurde im Rahmen des Kopernikus-Projekts „Ariadne“, das geeignete Politikinstrumente für das Erreichen der Pariser Klimaziele erforscht, veröffentlicht.
Auf Grundlage der Zeitentwicklung des deutschen H2-Importbedarfs und der damit verbundenen Risiken präsentieren sie ein umfassendes Strategiepaket, das die prognostizierten Phasen des Importbedarfs berücksichtigt: „Wenn Deutschland den Weg zur Klimaneutralität ernsthaft weitergeht, wird sein Energieimportbedarf stark sinken. Aber es wird weiterhin auf Energieimporte angewiesen sein. Die Risikolandschaft wird sich verändern. Darauf müssen wir uns vorbereiten“, betont Piria.
Vier Szenarien zeigen, dass der Energieimportbedarf Deutschlands auf dem Weg zur Klimaneutralität sowohl absolut als auch anteilig stark abnehmen wird. Statt wie bisher großer Mengen an fossilen Energien und Uran wird Deutschland viel kleinere Mengen klimaneutraler Energie importieren. In der Risikoanalyse werden nicht nur die Exportländer und Transportwege, sondern auch Risikofaktoren innerhalb Deutschlands und der EU in den Fokus genommen.
Die Autoren schlagen ein ausgeglichenes Paket an Strategie-Elementen zur Importsicherung vor: In Deutschland beziehungsweise der EU müssen die Begrenzung des H2-Importbedarfs und eine gute Krisenvorsorge erfolgen, um mit Lieferengpässen umgehen zu können. Auch jenseits unserer Grenzen wirken Maßnahmen zur Sicherstellung verfügbarer, bezahlbarer und tatsächlich klimaneutraler H2-Importe. Harte, auf internationalen Wettbewerb ausgelegte Strategieansätze – wie bisweilen aus dem Ölzeitalter des 20. Jahrhunderts bekannt – wären dabei kontraproduktiv. Deutlich zielführender ist es, auf eine enge Kooperation mit potenziellen H2-Export- und -Importländern sowie mit den EU-Mitgliedstaaten zu setzen – sowohl im Sinne der Energiesicherheit als auch im Sinne des Klimaschutzes.
„Die Analyse zeigt: Es wird zwar neue Vulnerabilitäten und Wettbewerbssituationen geben, aber Synergien und gemeinsame Interessen zwischen Importländern, insbesondere innerhalb der EU, werden überwiegen“, sagt Piria.
Um mehr über die Studie zu erfahren, klicken Sie hier. Die deutschen Medien Handelsblatt und Tagesspiegel Background haben über die Studie berichtet.
Ansprechpartner: piriaadelphi [dot] de (Raffaele Piria).