
Nach der Hitze ist vor dem Arbeitskampf
Kommentar von Vivianne Rau
News vom 05. Jul. 2018
Durch die Einführung von internationalen Standards wollen Nachhaltigkeitsinitiativen den Rohstoffabbau verantwortungsvoller gestalten - adelphi hat zusammen mit Partnern eine Reihe von Initiativen und deren Zusammenspiel untersucht und die Ergebnisse in einer neuen Studie veröffentlicht.
Deutschland importiert aus mehr als 160 Ländern mineralische Rohstoffe – aktuell im Wert von rund 66 Milliarden Euro. Hinzu kommen indirekte Rohstoffimporte in Form von Halb- und Fertigwaren in signifikanter Größenordnung: Bei Metallerzen wird in etwa die fünf- bis sechsfache Tonnage indirekt importiert. Doch wie können wir sicherstellen, dass diese Rohstoffe auch umweltverträglich und unter Achtung der Menschenrechte gewonnen werden?
Viele Akteure entlang der komplexen Lieferketten von Rohstoffen entwickeln kontinuierlich neue Unternehmensrichtlinien oder bekennen sich zu Nachhaltigkeitsinitiativen und der Einführung von Umwelt-, Sozial-, und Transparenzstandards um den ökologischen und sozialen Herausforderungen beim Abbau und der Weiterverarbeitung von Rohstoffen zu begegnen. Doch was macht erfolgreiche Nachhaltigkeitsinitiativen aus und wie kann den Herausforderungen im Sektor erfolgreicher begegnet werden?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat adelphi gemeinsam mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), dem Umweltbundesamt (UBA) und dem Center for Social Responsibility in Mining (CSRM) der australischen University of Queensland die Ergebnisse aus drei Forschungsvorhaben zusammengetragen und Empfehlungen für verschiedene Akteure entlang von Rohstoff-Lieferketten sowie für politische Entscheidungsträger in einem Kurzpapier im Rahmen BGR-Reihe „Commodity Top News“ herausgearbeitet.
Die Ergebnisse der neuen Studie „Mapping Sustainability Standards Systems for Mining and Mineral Supply Chains“ zeigen, dass sich durch die große Anzahl an Initiativen, deren diverse thematische und regionale Fokusse und die Anwendung unterschiedlich hoher Standards in einigen Bereichen Doppelungen, Lücken oder eine mangelnde Effizienz ergeben.
„Die Dynamik im Bereich freiwilliger Nachhaltigkeitsinitiativen ist unglaublich hoch, aber einige entscheidende Umwelt- und Sozialthemen sind durch die Initiativen noch unzureichend abgedeckt“, sagt adelphis Projektmanagerin Christine Scholl.
Dies zeigt die Studie zum Beispiel für den Bereich der finanziellen Absicherung der Schließungskosten für Bergwerke sowie bei Themen wie dem Einsatz von erneuerbaren Energien oder der Wasserentnahme durch den Bergbau auf. Auf der anderen Seite weist die Studie darauf hin, dass eine Harmonisierung und eine gegenseitige Anerkennung von Standards verschiedener Nachhaltigkeitsinitiativen Kosten für die Auditierung senken würden und unterschiedliche Anforderungen an den Bergbau - z.B. seitens der Rohstoffabnehmer – vermieden werden könnten. Hierbei sind vor allem internationale Referenzstandards wie etwa die der ILO (International Labour Organisation) und der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) hilfreich. Auch werden betroffene Länder und hier vor allem die Zivilgesellschaft und lokale Bevölkerungsgruppen zu wenig in Entscheidungsprozesse mit einbezogen. Letztlich kann und sollte vor allem auch die Stärkung der Aufsicht im Rohstoffsektor in den Ländern selbst dazu beitragen, dass Maßnahmen umgesetzt und der Aufwand für deren Umsetzung reduziert wird. Denn die Governance-Kapazitäten eines Landes sind entscheidend für die effektive Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards.
„Die derzeitigen Harmonisierungsbestrebungen von Nachhaltigkeitsinitiativen sind ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Verringerung der negativen Umwelt- und Sozialauswirkungen des Sektors“ so adelphis Senior-Projektmanager Lukas Rüttinger. „Es erfordert allerdings noch weitere Anstrengungen von allen Akteuren entlang von Rohstofflieferketten um den Sektor verantwortungsvoller zu gestalten und einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Governance in rohstoffproduzierenden Ländern zu leisten.“
Zur Studie gelangen Sie hier.