
Nach der Hitze ist vor dem Arbeitskampf
Kommentar von Vivianne Rau
News vom 30. Jul. 2018
Unter der Leitung von adelphi untersucht ein Forschungskonsortium im Auftrag des Umweltbundesamts, in welcher Weise und in welchen Regionen der Klimawandel die Belastungen durch Hitzeperioden in Zukunft besonders verschärfen wird.
Deutschland hat im Juli 2018 erneut einen der wärmsten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnung erlebt, wie der Deutsche Wetterdienst heute bekanntgab. Zwar erfreut das gute Wetter mit viel Sonne und ungewöhnlich hohen Temperaturen viele Menschen. Doch zugleich sind Unternehmen und Gesellschaft mit Ernteausfällen in der Landwirtschaft, gesundheitlichen Belastungen, beeinträchtigter Leistungsfähigkeit und dem Risiko von Waldbränden konfrontiert. Zudem hat die Hitze bereits zu erweiterten Tempolimits auf Autobahnen, der vorübergehenden Schließung eines Flughafens und der Drosselung von Atom- und Kohlekraftwerken geführt.
Laut Meteorologen hat die Sommerhitze mehrere Ursachen. Fest steht, dass eine einzelne Hitzeperiode nicht allein mit dem Klimawandel erklärt werden kann. Doch wie werden sich die Häufigkeit und Intensität von Hitzeperioden bei fortschreitendem Klimawandel entwickeln? Welche Regionen in Deutschland werden künftig besonders von negativen Folgen betroffen sein, und wie können wir uns daran anpassen? Diesen Fragen geht die Berliner Denkfabrik adelphi nach und untersucht mit einem Forschungskonsortium die Verwundbarkeit Deutschlands gegenüber dem Klimawandel.
„Es zeichnet sich ab, dass Hitzeperioden in Zukunft häufiger auftreten werden. Daraus ergeben sich einige der zentralen Folgen des Klimawandels in Deutschland“, sagt Walter Kahlenborn, Geschäftsführer von adelphi. Eine frühere Analyse von adelphi für das Umweltbundesamt („Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“) zeigt, dass nicht alle Regionen gleichermaßen von einer Zunahme der Hitzeperioden betroffen sind.
Bei den gesundheitlichen Belastungen durch Hitze sind zum Beispiel einzelne Großstädte wie Berlin, München und Stuttgart in besonderem Maße betroffen, weil sich versiegelte Flächen tagsüber besonders stark erwärmen und dicht stehende Gebäude nachts die Abkühlung reduzieren. Doch auch in einigen ländlich geprägten Regionen Ost- und Westdeutschlands wird die Hitzebelastung vergleichsweise stark zunehmen. Verschärfend kommt hinzu, dass in manchen dieser Regionen vergleichsweise viele über 60-Jährige leben, deren Gesundheit besonders von der Hitze gefährdet wird.
Derzeit arbeitet adelphi im Auftrag des Umweltbundesamtes mit zwei Forschungspartnern sowie einem großen Netzwerk von Bundesbehörden an einer Nachfolgestudie. Für die Studie werden die neuesten Klimaprojektionen verwendet und weitere Datengrundlagen auf den neuesten Stand gebracht. Außerdem wird die Methodik verfeinert: So werden die Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Klimawirkungen bei deren Bewertung künftig stärker berücksichtigt. Beispielsweise führt eine intensive Sonneneinstrahlung zu einer erhöhten Menge bodennahen Ozons, die bei Risikogruppen Atembeschwerden auslösen kann. Diese kommen zu den gesundheitlichen Belastungen durch Hitze dann noch hinzu.
„Mit der Neuauflage der Vulnerabilitätsanalyse wird unter anderem aufgezeigt werden, wo sich bei fortschreitendem Klimawandel sogenannte ‚Hotspots‘ befinden: Regionen oder Orte in Deutschland, in denen mehrere ungünstige Faktoren zusammenkommen, die uns gegenüber den Folgen des Klimawandels anfällig machen“, sagt Walter Kahlenborn. Im Jahr 2021 werden die Ergebnisse der Studie präsentiert. Sie sollen der Bundesregierung als Grundlage für die Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel dienen. Die Studie richtet sich auch an alle anderen Akteure, die sich mit den Folgen des Klimawandels in Deutschland befassen.
Das von adelphi geleitete Konsortium besteht aus der Europäischen Akademie in Bozen und der Bosch und Partner GmbH. Im Forschungsvorhaben wird zudem eng mit einem Netzwerk aus Bundesbehörden zusammengearbeitet.
ExTrass - Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen
MONARES – Monitoring von Anpassungsmaßnahmen und Klimaresilienz in Städten