Nach Baku - die COP braucht endlich wieder ein Heimspiel
Kommentar von Dennis Tänzler
News vom 24. Aug. 2021
Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion sparen Ressourcen und schützen die Umwelt. Das Projekt REAP hat nun Beteiligte aus dem tadschikischen und usbekischen Agrar- und Lebensmittelsektor zusammengebracht, die gemeinsam mögliche Maßnahmen erörterten, um entsprechende Praktiken zu verankern.
Am 27. Juli 2021 lud das Projekt „Ressourceneffizienz in der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung (REAP)“, finanziert durch das SWITCH-Asia-Programm der Europäischen Union, zum ersten Stakeholder-Dialog zur „Umsetzung von Maßnahmen des nachhaltigen Konsums und der nachhaltigen Produktion (Sustainable Consumption and Production, SCP) in KKMUs“ ein, einer Nebenveranstaltung auf der Zentralasiatischen Klimawandel-Konferenz 2021 in Duschanbe, Tadschikistan. Das Treffen brachte Schlüsselakteur*innen aus tadschikischen und usbekischen Kleinst-, Klein- und mittelständischen Unternehmen (KKMUs) aus der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung zusammen, darunter Branchenvereinigungen, Repräsentant*innen von Branchenclustern, große Lebensmittelfirmen, relevante öffentliche und private Einrichtungen sowie die KKMUs selbst. Um allen Interessierten die Teilnahme unabhängig von pandemiebedingten und anderen Reiseeinschränkungen zu ermöglichen, fand die Veranstaltung in einem hybriden Format statt. So konnten sich Teilnehmende aus Usbekistan per Videokonferenz zuschalten.
Im ersten Teil der Veranstaltung lernten die Teilnehmenden das Projekt sowie SCP-Methoden näher kennen. Zum einen ging es um die Frage, wie das Projekt REAP dabei helfen kann, KKMUs aus der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung dabei zu unterstützen, ressourcenschonende Methoden nach dem Prinzip der SCP umzusetzen. Zum anderen wurde diskutiert, wie das Projekt mit weiteren Stakeholdern zusammenarbeiten kann, um das wirtschaftliche Ökosystem für KKMUs so zu stärken, dass ihnen die Umstellung zu SCP-Technologien leichter fällt. Zunächst stellte Valeriya Orlova von CAREC (der leitenden Organisation des Projekts) die genauen Aktivitäten vor, die im Rahmen von REAP für KKMUs und ihr Umfeld geplant sind, und betonte die Hauptziele des Projekts. Stefan Melnitzky und Markus Möller, Austria Recycling (AREC), informierten genauer über die Vor-Ort-Unterstützung für KKMUs und stellten die Vorteile der Projektarbeit anhand verschiedener Fallbeispiele für Ressourcenersparnis vor. Amar Munnolimath von adelphi research rückte die Projektaktivitäten in Hinblick auf Cleantech-Finanzierung in den Fokus, insbesondere den erleichterten Zugang zu finanzieller Unterstützung für motivierte KKMUs, die kostenintensive SCP-Maßnahmen umsetzen wollen. Oleg Rijichenko, CCIU Usbekistan, und Nasibakhon Aminova, NASMB Tajikistan, stellten kurz das politischen Ökosystem für SCP in ihren jeweiligen Ländern vor und empfahlen, welche politischen Maßnahmen diesen Rahmen verbessern könnten.
Jahongir Babaev, Direktor von LLC Sitar Agro in Tadschikistan, der im Rahmen von REAP gefördert wurde, stellte seine Erfahrungen mit dem Projekt vor. Besonders beeindruckt hatte ihn eine simpel anmutende Maßnahme: „Wir hatten ein Problem beim Verpacken von Korn. Wenn die Verpackungen auch nur den kleinsten Fehler hatten, wurde das gesamte Produkt unbrauchbar; das Korn verdarb und wir konnten es nicht mehr 18 Monate lang lagern. Das führte zu Problemen mit unseren Kunden, die Leute wollten unser Produkt nicht mehr kaufen; aber als wir unsere Fehler mit Hilfe der technischen Berater von REAP erkannten und behoben, gelang es uns, unsere Kosten um sieben Prozent zu senken. Das klingt nach wenig, aber für unser Unternehmen war das ein großer Gewinn, denn wir konnten nicht nur Verpackungskosten reduzieren, sondern auch das Vertrauen von Kunden und Märkten zurückgewinnen!“ – ein gutes Beispiel dafür, welche positiven Auswirkungen auf mehreren Ebenen Maßnahmen zur Müllvermeidung haben können.
Der zweite Teil der Veranstaltung bestand aus ergebnisorientierten Diskussionen am Runden Tisch, die sich mit den aktuellen Herausforderungen und Möglichkeiten für KKMUs bei der Umsetzung von SCP beschäftigten. Um tiefergehende Debatten zu den Problemen, aber auch den Chancen bei der Einführung von SCP ebenso wie zielgerichtete Empfehlungen zu ermöglichen, teilte sich die Gruppe in Akteur*innen der Privatwirtschaft einerseits und des öffentlichen Sektors andererseits auf. Jeder Runde Tisch präsentierte anschließend die Ergebnisse seiner Gespräche im Plenum, und sie werden in zukünftige Projektaktivitäten einfließen.
Insgesamt konnten die Hauptprobleme privatwirtschaftlicher Unternehmen in der landwirtschaftlichen Verarbeitung identifiziert werden: Häufige Stromausfälle, die Qualität der Rohstoffe, Personalverluste und mehr. Dennoch haben sich zugleich mögliche Chancen aufgetan: Kostenersparnisse, eine größere Marktabdeckung, „gewinnbringende Abfälle“.
Dank der aktiven Beteiligung aller ergab sich eine lebendige Gruppendiskussion mit wertvollen Ergebnissen. Sowohl das Projektteam als auch die relevanten Behörden gewannen zahlreiche Erkenntnisse. Nigina Rajabova, Expertin für nationale Agrarpolitik am Sekretariat für Agrarreformen, merkte an: „Im Jahr 2015, nachdem wir die Millennium-Entwicklungsziele unterzeichnet hatten, haben wir uns bereits ein Ziel gesetzt, an dem wir uns orientieren. Und natürlich haben wir uns sehr gefreut, dass dieses Projekt entwickelt wurde. Tatsächlich zeigen sich hier eine Menge wichtiger Punkte, die heute von der Republik Tadschikistan zur Sprache gebracht und gelöst werden müssen. Alles, was mit Landwirtschaft zu tun hat, hat mit Möglichkeiten zu tun. Deshalb wird uns die Rückmeldung von weiteren Fachleuten, die wir heute bekommen haben, einen umfassenderen Blick auf das Problem geben, sodass wir die ersten Schritte beginnen können, um SCP-Praktiken in unserem Land einzuführen.“
Während der Gruppendiskussionen identifizierten die Teilnehmenden folgende Empfehlungen als besonders wichtig, um SCP-Praktiken in der Agrar- und Lebensmittelindustrie zu verankern:
Erfahren Sie mehr über REAP unter diesem Link.
Ansprechpartner: munnolimathadelphi [dot] de (Amar Munnolimath)